Nicht Segment für Segment, sondern nach Charakteren und/oder Fehden bzw. Gruppierungen sortiert. Es ist aber erst eine Stunde her, dass ich die Show gelesen habe. Die Erinnerungen sind also noch frisch.
Das Protokoll: Fangen wir chronologisch an...
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NEIN, DAS WICHTIGSTE ZUERST!!!
Mike Müller vs Kriss Dalmi: Übermenschlich. Ich freue mich mehr auf den Kampf in den Ruinen von Lerbitz Ehe als ich mich auf einen Title Night Main Event freuen könnte. Ein Match vom Hypelevel eines Brawlin' Rumble. Wie messen wir im Fantasy Wrestling das Level von Charakteren? Daran, wer im realen Wrestling am natürlichsten im Main Event stehen könnte oder daran, wer die beste Unterhaltung im RP bietet. Bei der zweiten Definition ist Mike Müller für mich die GFCW-Oberschicht. Der Charakter, den ich immer lesen möchte. Ich fühle es so, dass seit Keek Hathaways Anfängen an der Seite von Savan kein Gimmick mehr so organisch over gekommen ist wie Mike Müller.
Das Protokoll: Das neue Protokoll. Jetzt mit Breads und vielleicht in Zukunft mit Aiden Rotari. Ich bin meistens d'accord, wenn nicht jede Entwicklung im Wrestling als unfassbarer Twist und Schockmoment aufgebaut wird. Wenn jemand eine Allianz verändert, muss er nicht überraschend einen Stuhl in den Rücken seiner bisherigen Freunde hauen und die Hand seiner neuen Kumpanen unter Buhrufen und fliegenden Bierbechern schütteln. Nicht immer muss ein Kandidat für den Most Shocking Moment geschrieben werden. Der "Turn" von Robert Breads zum Protokoll fühlt sich wie ein komplettes Gegenbeispiel zu den beschriebenen Schocksituationen an. Eingebunden in ein sehr gutes (auch vom Aufbau mit den Namen am Anfang und Ende, welche die Szene einrahmen) Segment kommt er einfach zu einer ausschweifenden Erklärung ins Stable dazu und ist gar nicht völlig anders als vorher. Das ist für Wrestlingverhältnisse ungewohnt zurückgenommen und muss man so schreiben können, damit es nicht lahm wirkt. Zweifelsfrei wird die Konstallation der drei Schreiber und Charaktere zur stärksten Version des Stables bislang führen und vielleicht dazu beitragen, die verkorkste Storyline noch zu retten. Das Gimmick der Gruppierung wirkt jedenfalls durch den Memberwechsel schon anders. Von den großmäuligen 80er-Jahre-Filmheels zu einem sehr differenzierten, fast schon politisch motivierten Beitritt zweier Charaktere, die für ihre Entscheidung einfach naheliegende Gründe sahen. Gestalten statt Widerstand, Regierung statt Opposition. Das wird interessant werden, auch wenn Desmond Briggs mit seiner doch sehr heeligen Promo inklusive Ohrfeige für einen Fan am Ende stark im Handbuch der Cheap Heat wühlt und für einen Moment abermals ein Hauch NCT/Wahrheit-Revival durch die Reihen des Protokolls wehte. Abschließend muss ich sagen, dass ich mich eben nicht ganz frei machen kann vom Charakter des Wrestlings: Es ist halt in sich meist trashig, zumindest aber zugespitzt. Elaborierte Dramatik wirkt im Wrestling oft stimmig und darf auch an der Grenze zur Übertreibung stattfinden, zumindest entspricht das meinem Geschmack. In diesem Geschmacksverständnis fand ich die Charakteristika des Turns von Breads zum Protokoll ein Stück weit unterwältigend und hätte vielleicht doch lieber mehr Überraschung gesehen. Jedoch wird diese Kante, an der ich mich gestoßen habe, durch die eröffneten Möglichkeiten und das erwartbar gute RP abgeschmirgelt.
Luna & Rotari: Jeder Fisch hat ein Ende und das schmerzt. Eines der größten und signifikantesten Gimmicks unserer Generation wird zu Grabe getragen. Mit Fischwitzen. Die von Kai in seinem Roster erwähnte Tonalität von Einstiegscomedy mit letztendlichem Schwank ins Ernste ist mir auch aufgefallen. Anders als ihm ist mir der Übergang zum ernsten Ton aber nicht so gut bekommen, ich fand das Segment in Relation zu seiner Wichtigkeit wenig atmosphärisch. Mir gefiel das Miteinander der beiden Charaktere in der letzten Show besser. Die dortigen Geschehnisse wurden übrigens von Rotari gut verarbeitet. Zu einem Planer und Intriganten wie ihn passt es perfekt, dass seine größte Angst der Verlust von (Selbst-)Kontrolle ist. Wenn er nicht alle Fäden in der Hand hat, sondern im wahrsten Sinne des Wortes gefesselt ist. Das Match könnte bei UV zweifelsfrei interessant werden und unterstützt das Motto der Veranstaltung. Könnte auch direkt stattfinden, da ich nicht das Gefühl habe, man müsse es noch kommende Show aufbauen.
Hugo & Diehl: Macht Sinn, dass diese Story weiter gezogen wird, da für beide Rookies keine anderen Gegner am Horizont zu warten scheinen. Dennoch hat mich der Sieg Diehls überrascht. Nicht unbedingt negativ überrascht, nur überrascht. Es bietet die Grundlage für weiteres Miteinander. Diehls Entwicklung von Brainpain zum neuen, alten Ellis Diehl ist folgerichtig, da das Brainpain-Revival eine Idee des "alten" Protokolls war und a) dieses nicht mehr existiert und b) er seit seiner Niederlage vor DN nicht mehr von des Protokolls Gnaden war. Dennoch muss man erstmal abwarten, wie er sich jetzt entwickelt und ob sein neues Gimmick ihm Farbe verleihen kann.
Ask Skógur: Danke, dass schon zum zweiten Mal das Match geschrieben wurde und ich nichts machen musste. Das kurze Segment backstage hatte eine gute Einleitung und in seiner Kompaktheit alle wichtigen Punkte angesprochen. Ich habe das Gefühl, dass die Fehde durch den kontinuierlichen Aufbau einen Punkt erreicht hat, wo es gar nicht mehr vieler Worte und gemeinsamer Segmente braucht, da jeder Fan in der Halle die Motive Skógurs nachvollziehen kann. Er bleibt ein sehr interessanter und facettenreicher Charakter, nach dem Rookie des Jahres 2021 The End könnte 2022 direkt Ask Skógur diese Position übernehmen. Auch wenn er bei Title Nights schon in einem Hypevideo zu sehen war und damit streng genommen vom letzten Jahr ist.
Kiddo: Sehr Zereo Killer'esque Züge im Aufbau, was nicht unbedingt schlimm ist. Jedoch war ich auch verwirrt wie eine neugeborene Ziege beim ersten Weidegang, weil ich immer dachte, dass Kid Daniel und Dschungle Kid die gleiche Person sind. Sogar in der ewigen Punkteliste werden die beiden Namen in einem gemeinsamen Eintrag geführt. Entweder verstehe ich dieses Segment nicht oder die gesamte Lore rund um JBD. Beides führt dazu, dass ich ziemlich ratlos war. Dennoch bin ich, aus vielleicht ungewollten Motiven, durchaus interessiert daran, die Enthüllung des Maskierten zu sehen. Mit sowas kriegt man mich halt immer.
Die Tag Team-Fehde: ...wurde in dieser Show mit einer durchaus guten Promo der Champions fortgeführt. Auch die Herausforderer machen ihren Job. Es gibt grundsätzlich mit dem Gegensatz Punks zu reichen Typen einen Gegensatz, der selbsterklärend ist und immer funktioniert. Dennoch hat die Story halt neben "Es geht um den Titel" keinen so großen Aufhänger und die 5*-Hautevolee wirken mal mehr und mal weniger wie die Anhängsel von LJ und damit wie Charaktere der zweiten Reihe. Das ist nicht schlecht, keineswegs. Ich finde sie in ihrer Rolle genau richtig. Bloß hat die Fehde mit Beteiligung von "Nummer 2 und 3 aus dem Stable" kein Big Time Feeling. Absolut keine negative Anmerkung, das nochmal dazugesagt; bloß als Erklärung dazu, dass ich die Segmente rund um den TT-Titel zwar durchaus gerne lese, das Match aber trotzdem eher so Richtung Opener platzieren würde.
Wahrheit: Liefern unterhaltsames Old-School-RP, welches besser wird, wenn man ein oder zwei Augen zudrückt bezüglich solchen Dingen, wie dass man aus 1000 Meter Entfernung riechen konnte, dass die "neuen Partner" von Thor und Bomb natürlich turnen würden und die wirklichen Angreifer sind anstelle anonymer, maskierter Leute. Aber lässt man sich drauf ein, bekommt man eine gut lesbare Fehde präsentiert, die den Spirit von 90er Jahre Wrestling (oder eben 2005-2010 FW) atmet. Der Logikfehler von DN scheint mir überwunden, ich lese mit nostalgischer Leichtigkeit. Was will man mehr?
Leviathan: Gelingt unter Beteiligung von End, Corleone und SCARECROW ein gutes Segment. Die Konstellation, dass es mehrere Wrestler im Stable gibt, die in Skits auftauchen können aber nicht immer müssen, ist natürlich dankbar, um die Frische zu halten, ohne dass man externe Schreibpartner braucht. SCARECROW wird in diesem Segment ordentlich charakterisiert und The End zeigt ohne große Wort, dass er jetzt der Anführer der Sache ist. Fand ich gut.
Jannek und Camden: Sehr gute Konstellation, dass Camden versuchen muss, zu Jannek in den Ring zu kommen. Das bringt Action und gelungene Abwechslung von einem reinen Mic-Duell. Mit Blick auf das reale Wrestling kommen mir fünf Minuten zu lang vor, um diese Angle zu ziehen, aber wir sind ja halt im Fantasy Wrestling und bei geschriebenen Worten, da macht es keinen großen Unterschied, ob da jetzt 2, 3 oder 5 Minuten stehen. Nach wie vor bin ich auf das Match Camden vs. Jannek gespannt und jedes Skit der Fehde trägt dazu bei, dass diese Vorfreude aufrechterhalten wird - obwohl man weiß, worauf es hinausläuft. Von der Idee und dem Setting her für mich das beste Skit der Show.
Kodi Kane & P-Dawq: Ganz, ganz dunkel hat mir der Name Kodi Kane etwas gesagt. Oder es gab mal einen anderen Wrestler mit der auffälligen Kombination von K im Vornamen und K im Nachnamen und ich verwechsel ihn. Aber ein Blick in die Ewige Punkteliste zeigt mir, dass Kodi Kane tatsächlich schon drei Matches bestritten hat. Der alte Rostereintrag von Kodi Kane unter den aussetzenden Wrestlern sagt mir halt leider mehr als dieses Segment. Denn das ist so geschrieben als ob man Kodi Kane kennen müsste und er keiner Erklärung bedarf, was aber bei mir nicht der Fall ist. Im ersten Augenblick dachte ich sogar, dass er zu Skullcity gehören würde, weil er so random ins Bild tritt und sie einfach untereinander intern diskutieren. Ich konnte recherchieren, dass er 2018 Matches bestritten hat, mir sagte das Gimmick aber eben nichts. Da hätte ich mir eine andere Form des Comebacks gewünscht. Abgesehen davon, dass es kaum logisch zu erklären ist, dass ein Wrestler nach vier Jahren Pause zufällig im Backstagebereich daneben steht, wenn grad ein anderer Wrestler Schwulenwitze reißt. Das wirkt selbst für Wrestlingverhältnisse albern. Zur "Fehde" an sich: Falls er vom Gimmick immer noch so ist, wie es im Rostereintrag beschrieben wird (aus dem Skit ging halt kein Gimmick hervor und das ist schlecht), dann finde ich den Aufbau über "Schwulenwitze vs. (vermeintlicher) Klischeeschwuler" problematisch und für 2022 unglaubwürdig. Wir brauchen in der Liga nicht Corona und sonstige Real Life-Dinge verarbeiten, wenn dann an anderer Stelle Inhalte kommen als wären zehn Jahre gesellschaftliche Entwicklung nicht passiert. So kannst du heute halt keine Story mehr aufbauen, auch nicht als Heel.
Steel und Phoenix: Machen auch in dieser Show ihr gemeinsames Ding und das nicht schlecht. Wir sind bloß keinen Milimeter weiter als vor zwei Wochen. Fast würde ich das Aufeinandertreffen als reinen "Flavour"-Text betrachten. Miller ist niedergeschlagen. Steel geht auf ihn ein. Und irgendwie werden die Beiden miteinander zu tun haben. Aber wie? Das fragt man sich nach dem Segment in unveränderter Intensität zur Vorshow.