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Father of Anarchy
Ein Video beginnt mit der Aufnahme eines dunklen Waldes.
Ein Mann, normale Größe, normale Statur, aber wohl schon etwas älter, sagen wir ca. in seinen 50ern, streift durch einen dicht besiedelten Wald. Baum an Baum durchzieht dunkles Grün die Umgebung. Viel ist nicht zu erkennen, da es dementsprechend relativ dunkel ist. Die Kamera folgt dem Mann, stets in Detailaufnahmen seiner Füße oder seines Kopfes, er trägt einen schwarzen Hut und einen stylischen schwarzen Anzug, ansonsten erkennt man recht wenig. Sein Gesicht sieht man gar nicht, vielmehr sieht man ihn eher von hinten.
Es scheint komplette Stille zu herrschen, sodass man jeden einzelnen Ast unter seinen Füßen brechen, hört. Ab und an erfüllt die Geräuschkulisse des Waldes die Szenerie mit einigen Klängen, aber ansonsten hört man fast gar nichts. Das ändert sich jedoch nach einiger Zeit. Man hört abwechselnd einen stumpfen Klang und einen lauten Schrei. Je weiter sich der Mann in eine gewisse Richtung bewegt, umso lauter werden diese Geräusche. Irgendwann erreicht der Mann schließlich eine Art Lichtung. Ein Baum steht relativ abseits von den anderen, er ist auch sichtlich größer und wahrscheinlich etwas älter.
Vor dem Baum steht ein anderer Mann, in einer zerrissenen Hose und einem weißen Tanktop. Wobei „weiß“ hier vorsichtig zu genießen ist, Blut und Dreck lassen nur noch erahnen, wie frisch das Oberteil wohl mal ausgesehen haben muss. Dieser Mann schlägt abwechselnd mit der puren Faust gegen den Baum, an seinen Fäusten sieht man nun auch woher das Blut auf seinem Shirt kommt. Der dumpfe Knall muss wohl das Aufschlagen der Faust auf die harte Rinde gewesen sein, der Schrei kam vom Schläger selbst. Im Gegensatz zum älteren Hutträger, erkennt man wer da vor dem Baum steht: es ist The End, der Neuling in der GFCW. Allerdings deutlich jünger und mit kürzeren Haaren. Ein König ist das noch nicht, vielleicht gerade mal so ein Prinz, am wahrscheinlichsten wohl aber ein Fußsoldat aus dem niederen Teil des Königreichs.
„Wie läuft es?“
Fragt der Mann ruhig und distanziert.
End schlägt fokussiert auf den Baum ein, er hört gar nicht, was der Mann ihn da gerade gefragt hat.
„Ich sehe schon, du machst Fortschritte.“
Der Mann läuft um End herum, wissend, dass dieser ihm sehr wohl zu hört, es sich aber nicht anmerken lassen will.
„Nun, Stärke ist von fundamentaler Wichtigkeit für unsere Sache, aber du darfst nicht vergessen, dass es uns nicht nur um rohe Gewalt allein geht. Wir wollen den qnderen überlegen sein, aber nicht nur mit Muskeln und Power, sondern auch was den Intellekt und den Verstand angeht.“
End schlägt nun noch viel heftiger und schneller auf den Baum ein. Man sieht auch deutlich an, wie mitgenommen die Stelle ist, auf die er einprügelt.
„Halte für einen Moment inne, Soldat.“
Nach einigen wenigen Schlägen, die End nicht abbremsen kann, beendet er schließlich die Schlagsalve auf Mutter Natur.
„Was ist es, wonach wir streben?“
End scheint in sich gekehrt, er wirkt ruhig.
The End: „Freiheit.“
„Exakt. Wir wollen frei sein. Jeder Mensch will frei sein. Aber niemand ist es. Es gibt immer irgendjemanden oder irgendetwas, von dem wir bestimmt sind. Wie erreichen wir also die Freiheit?“
The End: „Durch… Anarchie.“
„Ich bin stolz auf dich, Soldat. Unter der Anarchie sind wir nicht frei, denn dort ist es das unbestimmte Chaos, das uns in unserem Denken und Handeln determiniert. Wenn keiner ein Herrscher ist, sind alle Herrscher und doch, brauchen wir die Anarchie, um die Freiheit zu erlangen, nach der wir suchen.“
The End nickt nun nur noch. Fast schon geistesabwesend, aber zustimmend.
Fast schon väterlich umarmt der Mann The End. Die gesamte Zeit über schien es so, als wäre End eine einzige seelenlose Hülle und auch jetzt, schaut er komplett leer in die Kamera. Eine winzige Träne rollt seine Wange hinunter bei der Umarmung. Der Mann löst schließlich den Griff und dabei wird deutlich, dass für The End der Moment wohl nie hätte enden sollen.
„Gut, dann will ich dich mal nicht weiter stören! Ich werde wiederkommen und dann reden wir weiter.“
Der Mann dreht sich also wieder um und lässt The End zurück, er begibt sich auf dem Weg aus der Lichtung und verschwindet schließlich aus dem Bild. Während End einige Zeit regungslos vor dem Baum steht, zoomt die Kamera immer weiter nach außen. Sie hat sich einen fixen Punkt gesucht, von dem aus sie sich nun nicht mehr weiterbewegt. Als die Kamera schließlich maximal herausgezoomt hat, beginnt The End erneut gegen den Baum zu schlagen. Damit endet das Video.