"Als Ihr Anwalt rate ich Ihnen..."

[Counsellor]

Es gibt sie noch immer. Die dunklen, verrauchten Bars, in denen es scheinbar immer mitten in der Nacht ist; in die sich nur dann vereinzelte Sonnenstrahlen verirren, wenn die Eingangstür geöffnet wird. Kein Ort, an dem das Leben tobt. Und doch scheint es finanziell rentabel zu sein. Wie sonst wäre es zu erklären, dass es sie heutzutage noch gibt?

Wir befinden uns hier in einer solchen Bar. Irgendwo in Deutschland. Vielleicht auch irgendwo in Asien, wer weiß. Die wenigen und schamhaft schwachen Lichtquellen durchdringen die Dunkelheit nur unzureichend. Wobei es gar nicht darauf ankommt, etwas zu sehen. Viel wichtiger ist es gerade, etwas zu hören.

"Mir ist egal, wie du es anstellst. Ich will, dass das erledigt wird." - Der Nachdruck, mit dem diese Worte versendet wurden, dürfte nicht nur den Empfänger eine Menge Respekt eingeflößt haben. Und so ist es nicht verwunderlich, dass eben jener Empfänger lediglich mit einem respektvollen Kopfnicken und einem geflüsterten "Ich werde mich drum kümmern" reagierte, bevor er sich vom Tisch erhob und die Eingangstür ansteuerte.

Einen Moment später bahnten sich abermals ein paar einsame Sonnenstrahlen den Weg in die Bar und versickerten kurz darauf im Meer der Dunkelheit.

[Zereo Killer]

Macht euch auf was gefasst, GFCW!
Ich glaube, dass da was Großes draus werden kann!

[Counsellor]

..........

Es gibt viele Anforderungen an einen Anwalt. Zunächst einmal muss er das Gesetz achten und respektieren; jedoch auch in der Lage sein, es zu seinen Gunsten zu verbiegen; es idealerweise immer zu seinem Vorteil einzusetzen. Er muss eine Menge Sozialkompetenzen haben um seinen Mandanten jederzeit das Gefühl zu geben bei ihm genau richtig aufgehoben zu sein. Der Mandant muss sich geborgen und ernst genommen fühlen. Natürlich steht über Allem das Wissen über das Gesetz, welches das Kerngeschäft eines Anwalts ist. Doch all diesen Punkten geht ein entscheidener Voraus: Die Sprache des Anwalts.

Anwälte sind die Marktschreier der Neuzeit. Sie setzen ihre Stimme gezielt ein um Kontrahenten wie auch Mitstreiter zu beeinflussen. Eine starke und autoritäre Stimme beeindruckt mehr als jeder noch so teure Anzug. Verliert ein Anwalt seine Stimme, verliert er seine Daseinsberechtigung.

Ohne Kehlkopf ist schwer Sprechen. Doch was bleibt einem Anwalt; einem Berater, der sein gesamtes Leben auf seinen Beruf zugeschnitten hat übrig, wenn der Kehlkopf aus gesundheitlichen Gründen entfernt werden musste? Es gibt verschiedene Möglichkeiten sich trotzdem verbal mitzuteilen. Zum Beispiel gibt es das sogenannte Pseudoflüstern. Diese Methode ist zwar schnell erlernbar, ist jedoch kaum verständlich und steht demzufolge in keinem Verhältnis zur Anstrengung, die man hierbei aufbringen muss. Die Ösophagusstimme ist demgegenüber schon eine elegantere Möglichkeit, hat allerdings auch körperliche Nachteile wie Luftschlucken und Sodbrennen. Letztendlich muss sich der Betroffene die Frage stellen, welche Methode für ihn die richtige ist. Eine weit verbreitete, und gerne parodierte, Methode wäre die Zuhilfenahme einer elektronischen Sprechhilfe.

elektronisch.jpg
Eine solche Apparatur hält man sich an den Hals oder den Mund, sodass die beim Sprechen erzeugten Schwingungen in den Rachen gebracht werden und so eine elektronische Stimme erzeugt wird. Natürlich ist diese Methode der verbalen Kommunikation nur bedingt gesellschaftsfähig. Egal wie kompetent ein Anwalt ist, wenn er wie ein Roboter spricht überstrahlt dies alles andere. Als Counsellor muss man sich daher unweigerlich die Frage stellen, inwieweit man seinen Beruf entgegen aller Widerstände weiterhin ausüben kann. Und will.