Wegen Streiks von Lokführern und Piloten müssen sich Bahnreisende und Flugpassagiere mitten in der Ferienzeit auf massive Behinderungen einstellen. Die Lokführer-Gewerkschaft GDL stimmte am Montag mit 95,8 Prozent für den ersten unbefristeten Ausstand bei der Bahn seit 15 Jahren. Bereits am Donnerstag soll bundesweit im Güterverkehr gestreikt werden. Obwohl der Gewerkschaft nicht daran gelegen sei, die Reisenden zu bestreiken, könne man Auswirkungen auf den Personenverkehr nicht ausschließen, erklärte die GDL.
Bei den Fluggesellschaften LTU und dba sind ab sofort Arbeitsniederlegungen möglich. Rund 96 Prozent des LTU-Cockpitpersonals sprachen sich für einen unbefristeten Arbeitskampf aus, wie die Piloten-Vereinigung Cockpit mitteilte.
Streikkassen prall gefüllt
Der GDL-Vorsitzende Manfred Schell forderte von der Bahn erneut einen eigenständigen Tarifvertrag für das Fahrpersonal: "Über alles andere können wir verhandeln." Beginn und Ende des Streiks im Güterverkehr sollen erst vor Beginn bekanntgegeben werden. Streikaktionen im Personenverkehr sollten 24 Stunden vorher angekündigt werden.
Die Streikkassen seien gut gefüllt.
Die Bahn griff die GDL an. Die Gewerkschaft lehne Verhandlungen ab und wiederhole ihre Maximalforderungen. "Sie handelt damit unverhältnismäßig, unverantwortlich und unsolidarisch - zum Schaden des gesamten Wirtschaftsstandortes Deutschland", erklärte Bahn-Personalvorstand Margret Suckale. Weil eine kleine Minderheit ihre Forderungen mit einem Arbeitskampf erzwingen wolle, "sollen Millionen Reisende im Personenverkehr und unsere Kunden im Güterverkehr geschädigt werden".
Regierung appelliert an Konfliktparteien
Das Unternehmen ist nach eigenen Angaben auf den Streik vorbereitet und will einen eingeschränkten Fahrplan anbieten. Dabei sollen verbeamtete oder streikunwillige Lokführer eingesetzt werden. Die Bundesregierung appellierte an Bahn und GDL, den Streik zu verhindern. "Wir erwarten, dass die Tarifpartner größte Anstrengungen unternehmen, eine Einigung zu erzielen", sagte eine Sprecherin des Verkehrsministeriums.
Zugleich gingen am Montag die gerichtlichen Auseinandersetzungen zwischen der Gewerkschaft und der Bahn in die nächsten Runden. Wegen der möglichen Behinderungen verzeichnen Mitfahrzentralen eine stark gestiegene Nachfrage.
Piloten wollen mehr Geld
Urlauber und Geschäftsleute könnten nach geschaffter Reise zum Flughafen die nächste böse Überraschung erleben: Bei LTU und dba sei ab sofort mit unbefristeten Arbeitsniederlegungen zu rechnen, teilte die Piloten-Vereinigung Cockpit mit. "Die Zeit der Samthandschuhe ist vorbei", sagte ein Sprecher. Mit einem Warnstreik zwischen 05.00 und 07.00 Uhr sorgte das Cockpitpersonal bereits am Montagmorgen an den Flughäfen Düsseldorf und München für bis zu zweistündige Verspätungen. Betroffen waren nach LTU-Angaben rund 2.100 Passagiere. Bei der dba hatten laut Cockpit bereits im März 98 Prozent des Personals in einer Urabstimmung für einen unbefristeten Arbeitskampf gestimmt. Hintergrund des Konflikts sind Neuverhandlungen über die vom Arbeitgeber gekündigten Mantel- und Vergütungstarifverträge für das Cockpitpersonal bei dba und LTU. Die Piloten fordern sechs Prozent mehr Lohn sowie eine Ausweitung der Ruhezeiten zwischen den Flugdiensten.
(AP, N24.de)