Am Ende des Marsches wäre er vor Anstrengung fast zusammengebrochen und hätte die Wasserbehälter achtlos zur Seite geworfen. Nur das auflammende Glück, der Stolz über das erfolgreiche Absolvieren der Aufgabe hielt ihn davon ab - Die Lehre der Kraft war bestanden!
Der Pheasant Warrior hatte noch das Lob des Wächters vernommen, doch das Nächste, woran er sich erinnern konnte, war es, im nächsten Morgengrauen auf einem harten Holzbett aufgewacht zu sein. Fast einen ganzen Tag hatte er verschlafen.
Er brauchte einige Momente, bis ihm einfiel, wo er sich überhaupt befand. Im Dorf. Zwar mit knurrendem Magen, doch immerhin war er ausgeruht. Durch ein glasloses Fenster schienen Sonnenstrahlen als Ankündigung des Morgens ins karg eingerichtete Zimmer. Der Warrior setzte sich auf die Kante des Bettes, dann machte er ein paar Schritte durch das Zimmer. Fast jede Faser seines Körpers schrie nach Essen. Wie lange er nun schon ohne Essen war, wusste der Krieger zwar nicht, doch es war länger gewesen als je zuvor in seinem Leben. Das das Knurren seines Magens hätte er fast gar nicht bemerkt, dass Schritte vor der Tür ertönten. Erst das Knirschen des Scharniers ließ ihn aufmerksam werden. Im Rahmen zeigte sich die Gestalt des Wächters. In der Hand ein Essenskorb. Endlich.
Später am Tag
Das Mahl war noch besser gewesen, als er es erwartet hätte. Die herrlichsten Spezialitäten und Köstlichkeiten des Dorfes wurden ihm von den Bewohnern zugetragen. Körbe voller Gebäck, Heerscharen von Obst und eine ganze Flotte warmer Gerichte. Er konnte sich kaum entscheiden. Weil sein Mund immer voll mit dem leckeren Essen war, ließen sich kaum die ganzen Fragen beantworten, die von den anderen Gästen nur so herbei sprudelten. Natürlich war jeder daran interessiert, was der Krieger von seiner Ausbildung zu berichtet hatte:
Schließlich erfahren hier schon die Kleinsten im Dorf von den Heldentaten, die die Fasanenkrieger in der Vergangenheit vollbracht haben! Nun einen echten Vertreter dieses Ordens am Tisch sitzen zu haben, war eins der größten Ereignisse für die kleine Gemeinschaft in den letzten Jahren.
Nachdem die Bäuche gefüllt waren und der Mund des Kriegers vom Beantworten der ganzen Fragen nach einer Pause lechzte, wurde ein beeindruckendes Unterhaltungsprogramm geboten. Tänzerinnen, schöner als Breanna Ouths, unterhielten die rund 50 Personen, die sich im größten Saal des Dorfes eingefunden hatten. Zudem spielte eine talentierte Band Stücke großer Tradition. Der Fasanenkrieger genoss die Stunden in der Gemeinschaft aus vollstem Herzen. Er lachte mit den anderen Bewohnern und bewunderte die Musik und den Tanz. Wein und Wasser flossen in rauhen Mengen, die Zeit verging wie im Flug.
Der Krieger erschrak daher fast, als der Wächter, der den Feierlichkeiten ferngeblieben war, ihm am frühen Abend am Ärmel berührte und zur Seite zog.
„Es wird Zeit für die nächste Lektion, guerrero“
~ ~ ~
Wächter: „Ein guerrero del faisán muss schnell sein. Nicht nur die Kraft entscheidet über Sieg oder Niederlage...“
Der Pheasant Warrior nickt. Er versteht. In Anbetracht der bevorstehenden Lektion, der fünften, ist die Freude vom Fest nun einer Anspannung gewichen. Doch er fühlt sich gesättigt und ausgeschlafen – gute Voraussetzungen. Doch ebenso weiß er, dass er sich nicht überschätzen darf. Das wäre töricht und würde möglicherweise schlimme Folge haben.
Wächter: „Die Spielregeln brauche ich dir sicher nicht erneut erklären. Doch auch in diesem Fall würde ein Versager deinerseits zu einem sofortigen Abbruch der Ausbildung führen. Nun begrüße meine Assistenten.“
Überraschung beim Krieger. Was wird ihn erwarten? Nun sieht er, wie vier Männer, die er beim Fest nicht gesehen hat, in die etwas abgelegene Hütte kommen, die für die heutige Lektion als Raum dient. Einer der Männer, denen der PW kurz zunickt, trägt einen Korb in der Hand. Nacheinander greifen die Assistenten in eben jenen Korb und holen kleine, ovale Gegenstände hervor – Eier!
Wächter: „Nehmt eure Positionen ein.“
Die Vier verteilen sich um den PW, so dass sie in einem weitgefassten Kreis um den Maskierten stehen. Langsam beginnt der Warrior zu verstehen. Da ertönt auch schon wieder die Stimme des alten Ausbilders.
Wächter: „Schnelligkeit ist ebenso ein Produkt des Körperlichen wie der Konzentration. Man muss seine Schritte planen, Dinge voraussehen. Nur dann wird man flink wie ein Fasan beim Flattern! Wir werden nun sehen, wie du die Dinge voraussehen kannst. Deine Aufgabe wird es sein, diese wertvollen Eier, symbolisch der Beginn eines Fasanenlebens, aufzufangen. Wir werden es dir nicht leicht machen. Du musst Schritte ahnen, damit du rasch genug sein kannst! Ich werde dir eine gewisse Toleranz erlauben. Jeder macht Fehler, man kann nicht jedes Ei fangen. Doch ich bleibe streng! Traust du dir diese Aufgabe zu?“
Auch wenn es wie eine Frage gestellt ist, kann es darauf ja nur eine Antwort geben. Eifrig nickt Pheasy.
Pheasant Warrior: „Ja. Ich bin be...-“
Die Worte bleiben ihn im Halse stecken: Das erste Ei kommt schon unvermittelt geflogen. Ansatzlos von einem der Assistenten geworfen, fliegt es über den Kopf des Maskierten. Dieser streckt sich vergebens, läuft dann der Flugbahn einen Schritt hinterher. Doch er kann nicht verhindern, dass das Ei mehrere Meter von ihm auf den Boden fällt und zerplatzt. Enttäuscht schüttelt der Wächter den Kopf.
Der PW wirkt geschockt. Doch es fällt ihm ein, was ihm vor der Lektion gesagt wurde. Es gibt etwas Toleranz. Er wendet seinen Kopf, blickt zum Wächter. Offenbar ist noch nichts verloren.
Nun muss er sich konzentrieren...