Rewind.

24. März 2013. Oberhausen.


Erschöpft sitzt ein Mann in der Umkleidekabine, welche ansonsten leer ist. Das Handtuch um den Nacken gelegt, den Kopf leicht gesenkt, den Blick auf den Fernseher an der Wand. Er sieht eine kochende Masse an Fans in der Halle, hört ihre Rufe allerdings bis in die Kabine. Zwei Männer stehen auf einer Leiter, liefern sich einen heftigen Schlagabtausch. Der eine Wrestler muss sich durch die Wucht des Schlages auf der Leiter zur Seite drehen, da greift der Andere zu. Er lädt ihn auf seine Schultern und unter den Zurufen der Fans springt er mit seinem Gegner ab - auf den dritten Gegner. Wenige Augenblicke später hat Zereo Killer seinen GFCW Intercontinental Title verteidigt. Eins, zwei drei. Drei Sekunden, die den Unterschied ausmachen zwischen Sieg und Niederlage. Drei Sekunden.

Wie Jacob Kwabena selbst feststellen musste.

Wäre er nur ein paar hundertstel Sekunden schneller gewesen, hätte er die Augen aufgemacht und Sid the Scum gesehen, hätte er anders reagiert, dann hätte er Eli Colson vom Sieg abhalten können. Stattdessen muss Kwabena beim nächsten War Evening zuschauen, wie Colson die Chance seines Lebens bekommt. Auf den Titel vom Zereo Killer.

Kwabena wendet den Blick nun ab, starrt auf den Boden. Er hört die Vibration seines Smartphones. Zweimal kurz. Wie ein Morsezeichen. Wrrrrt. Wrrrt. Eine ankommende Nachricht, die Kwabena allerdings ignoriert. Er hat versagt. Vor ein paar Tagen noch hat er seinem Vater ins Gesicht gesagt, dass er dieses Match für ihn gewinnen wird, es ihm widmen wird. Dass er zurückkommen wird als Star, dass er Geld mitbringt. Seinen Flug für die Woche nach dem War Evening hat er schon gebucht, doch er wird nicht als Held zurückkehren…

Kwabena greift nach dem Foto. Blickt seinem Vater Danquah Kwabena in die Augen. Sieht seinem Bruder ins Gesicht. Kämpft mit den Tränen, als er seine Schwester ansieht.

Er kann keine Wunder vollbringen.