Am Abend nach GFCW Title Nights 2011



Ein kleiner Raum, gefüllt mit knapp zwanzig tuschelnden Menschen. Einige haben Kameras dabei, sie alle haben einen Notizblock dabei und das große Pult, das auf einer leicht erhöhten Bühne steht, lässt keinen Zweifel offen, dass das hier Reporter sind, die auf irgendetwas warten, was hier später passieren soll. Was heißt später? Da öffnet sich schon eine Tür und ein Mann kommt in den Raum, der sämtliche vornehm gekleideten Herren auf ihren Stühlen verstummen lässt.


Ächzend und humpelnd schleppt der Mann sich die Stufen zur Bühne hoch, ehe er an das Rednerpult tritt, wo sein Gesicht beleuchtet wird – was nicht zwangsläufig nötig gewesen wäre. Überall sind tiefe Schnitte, verursacht von Glassplittern, die in der Haut steckten. Die Risse bluten nicht mehr, aber schön sieht das Ganze trotzdem nicht aus. Die dunkelblauen Augen wirken müde, aber wachsam.


Trotz der Tatsache, dass Robert Breads nun Präsident von German Fantasy Championship Wrestling ist, hat er seinen Kleidungsstil nicht verändert. Ein Eishockey-Trikot und eine Jeans wirken nicht sonderlich seriös, aber seine Abneigung gegen Anzüge hat der Kanadier wohl immer noch nicht abgelegt.


Er lässt den Blick durch die Menge schweifen, ehe er zu lächeln beginnt. Es wirkt, als würde diese Anstrengung der Gesichtsmuskeln schon sehr weh tun, aber er lässt sich nichts anmerken – dagegen waren die Schmerzen im Match viel schlimmer gewesen. Viel, viel schlimmer. Aber er hatte den Krieg gewonnen, und nun begann der Neuaufbau der Liga... SEINER Liga.


Robert Breads: „Meine Herren...“



Einmal blickt er sich um, und versichert sich, dass keine Damen anwesend sind, dann fährt er fort.


Robert Breads: „...wie sie sicherlich mitbekommen haben... und falls nicht, sind sie hier definitiv falsch... ist der GFCW Brainwashed Pay-Per-View vorbei. Und ich werde sie gar nicht mit so unwichtigen Dingen wie den Titelgewinnen der Spasten belästigen, ich komme zum Punkt. Es gab einen Führungswechsel. Einen Führungswechsel hin zu... mir.“



Einen Moment lang zögert Breads, als würde er eine Reaktion erwarten, doch die Männer schweigen. Jemanden zu provozieren, der gerade im Ring einen halben Mord vollführt hat, ist wohl keine so gute Idee.


Robert Breads: „Ich möchte, dass sie folgendes mitschreiben, verbreiten und so jedermann zugänglich machen, der sich für German Fantasy Championship Wrestling interessiert. Von heute an werden einschneidende Veränderungen zu spüren sein, die jedermann mitbekommen wird. So wird vor allem an der ganzen technischen Ausstattung, der Präsentation und dem Fachpersonal gefeilt werden. Wir werden eine neue, verbesserte GFCW sehen, die in einem neuen Glanz erstrahlen wird. Keine unfähigen Kommentatoren mehr, keine Optik, die 2001 gerade noch so zeitgemäß war, keine nichtssagenden Interviewer ohne Charakter bei denen man nicht mal weiß wie sie heißen und auch keine grauenhaft-langweiligen überbezahlten Größenwahnsinnigen mehr...



Hier wird so einiges anders laufen. Und schon beim nächsten War Evening wird man die Unterschiede spüren... Sowohl optisch als auch inhaltlich wird die Show nur noch wenig mit dem zu tun haben, was man vorher als die GFCW kannte.“


Breads kratzt sich am Kopf, er scheint einen kurzen Moment lang zu überlegen, ehe er weiter spricht.


Robert Breads: „Viele mögen gesagt haben, ein Sieg meinerseits wäre das Ende der GFCW. Nein, es ist ein Neuanfang. Egal, was irgendwelche ignoranten Trottel auch gesagt haben... Von nun an wird alles besser. Es wird ein faires System geben, sodass nicht einfach jeder wann er will um den World Title antritt, nur, weil er gerade aus einer Pause zurück kam und irgendwann mal gut war. Es wird eine interessante Show geben. Es wird Überraschungen geben, dafür garantiere ich. Jedem wird die GFCW wieder Spaß machen, denn wir werden endlich zu dem, was wir eigentlich sein sollten... Einer Wrestling-Liga, die die Leute unterhält und sie nicht zu Tode langweilt. Und so lasst mich die Ära von Claude „Dynamite“ Booker beenden...“



Mit einem breitet Lächeln streckt Breads die Arme aus, und die Reporter verstehen nicht so ganz, ws nun los ist – dann sehen sie es. Und riechen es. Es brennt.


Erschrocken springen die Reporter auf, und wuseln in Panik aus dem Raum, während das große GFCW-Banner hinter Breads Feuer gefangen hat. Breads hatte einst gesagt, Feuer wäre das Symbol der absoluten Vernichtung. Das Feuer wäre gerecht. Und nun vernichtet das Feuer die alte GFCW endgültig, der letzte Hinweis in diesem Raum, der an die Ära von Claude Booker erinnert hat, wird zerstört.


Robert Breads: „Eine neue Zeit... ist gekommen.“



Da geht Breads' Handy. Er hatte fasziniert auf das Feuer in dem inzwischen völlig leeren Raum gestarrt, gedankenverloren seinem Sieg gegen Dynamite nachgehangen, und nun wird er aus seinen Gedanken gerissen. Vorsichtig humpelt er von der Bühne herunter und drückt unterwegs den Knopf für den Feueralarm, ehe er den Raum verlässt.


Robert Breads: „Hallo?“



Ethan: „Du hast es also wirklich geschafft.“



Breads' Blick hellt sich merklich auf. Ethan.



Robert Breads: „Ja.“



Ethan: „Das heißt...?“


Robert Breads: „Das heißt, Projekt 292 hat so eben begonnen.“