Die Warner Music Group (WMG) ist derzeit ein besonders guter Kunde der Investmentbank Goldman Sachs. Einerseits hat die WMG die Bank damit beauftragt, die Übernahme des nach Marktanteil gemessen größeren Konkurrenten EMI zu bewerkstelligen. Andererseits soll ein anderes Team von Goldman Sachs nun den meistbietenden Käufer für die WMG selbst finden. Dies berichtet die New York Times (NYT) unter Berufung auf Manager, die anonym bleiben wollen.
Die WMG wurde 2004 von Time Warner an eine Gruppe von Finanzinvestoren verkauft, die ihr Investment nun offenbar versilbern oder aber intensivieren möchten. Die Eigentümer haben in den vergangenen Jahren schon großzügige Dividenden kassiert und nur einen kleinen Teil der WMG an die Börse gebracht. Das vierte der vier "Major Labels" hat zwar seit Jahren Umsatzrückgänge zu verzeichnen, konnte aber Marktanteile zulegen. Der Umsatz ist nämlich weniger geschrumpft als jener der anderen Branchenriesen. Einen Jahres-Reingewinn konnte WMG seit dem Börsengang aber noch nie erzielen. Seit Langem versuchen EMI und die WMG einander zu übernehmen, doch nun ist EMI-Eigentümer Terra Firma in Zahlungsschwierigkeiten. Bald könnte Kreditgeber Citigroup EMI frei Haus erhalten und würde dann wohl eher früher als später verkaufen wollen.
Wie die NYT berichtete, hatte die Investmentgruppe Kohlberg Kravis Roberts (KKR) mit den WMG-Verantwortlichen Kontakt aufgenommen, um ein gemeinsames Vorgehen bei der Übernahme von EMI zu besprechen. Die Verhandlungen führten allerdings dazu, dass KKR anbot, die WMG selbst komplett zu übernehmen. Doch auch andere potenzielle Käufer sollen jüngst Interesse an der WMG bekundet haben, sodass die Eigentümer nun eine Art Versteigerung vorbereiten. KKR sucht unterdessen Geldgeber und Partner aus dem Mediengeschäft für den angestrebten Kauf der WMG.
Im Gespräch ist auch eine Variante, bei der nicht die gesamte Warner Music Group, sondern nur der Musikverlag Warner-Chappell veräußert wird. Die Anfänge von Warner-Chappell reichen 200 Jahre zurück. In seiner heutigen Form ist der Verlag selbst das Ergebnis einer Reihe von Übernahmen. Der Rechtekatalog ist umfangreich, bekanntestes Lied darin ist wohl "Happy Birthday to You".
Die WMG und Goldman Sachs haben gegenüber der NYT eine Stellungnahme abgelehnt. Im nachbörslichen Handel in New York konnte die WMG-Aktie am Donnerstagabend zweistellig zulegen, während KKR-Papiere nachgaben. (Daniel AJ Sokolov) / (anw)
Quelle: Heise.de