Die Geschichte der angeblichen Weltrekordfahrt des unter dem Namen "lekker Mobil" bekannten Elektroautos der Firma DBM Energy wird immer undurchsichtiger. Der Grund: Das "lekker Mobil" ist abgebrannt. Der zum Elektrofahrzeug umgebaute Audi A2 war Ende Oktober zu einer 600 Kilometer langen Nachtfahrt von München nach Berlin aufgebrochen. Erklärtes Ziel sei, die Strecke ohne erneutes Aufladen der Bordbatterien zu bewältigen, hieß es damals.
Obwohl der zur Rekordbescheinigung bestellte Notar seine Teilnahme kurz vor der Fahrt abgesagt hatte und das "lekker Mobil" nach Angaben des ADAC mehrfach für 20 bis 30 Minuten aus dem Sichtfeld von Journalisten verschwand, die die Tour beobachteten, wurde die Ankunft in Berlin mit großem Medienaufwand gefeiert. Auch Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) gratulierte "dem jungen Technologie-Unternehmen DBM Energy zu diesem großartigen Erfolg!".
Doch der ADAC sah in der Fahrt "ein nicht erklärbares Wunder, da nachprüfbare Informationen zur Akkutechnik nicht vorliegen. Wir sollten uns schon fragen, ob eine solche, mit Steuermitteln geförderte Fahrt dem Standort Deutschland dient." Das Bundeswirtschaftsministerium hatte die vermeintliche Rekordfahrt mit 275.000 Euro unterstützt. Eigenen Angaben zufolge hatte DBM Energy bei der Fahrt eine sogenannte Kolibri-AlphaPolymer-Batterie (Lithium-Polymer-Akku) eingesetzt, deren Eignung für einen Serieneinsatz bisher nicht belegt ist.
Während der Sponsor und Namensgeber des Fahrzeugs, lekker Energie, von einem "weltweiten Durchbruch in der Elektromobilität" sprach und den Reichweitenweltrekord für alltagstaugliche Elektroautos auch für sich beanspruchte, bot der ADAC der Firma DBM Energy einen Reichweiten-Check in seinem Testzentrum an. Doch das Unternehmen habe dies damals abgelehnt, heißt es beim Automobilclub.
Heute berichtet der ADAC nun, dass das "lekker Mobil" am 12. Dezember beim Brand einer Berliner Lagerhalle komplett zerstört wurde. Hinweise dazu hatte der Automobilclub zuvor erhalten. DBM Energy erklärte aber erst jetzt auf Anfrage, dass es sich bei dem bereits vor über einem Monat zerstörten Fahrzeug tatsächlich um das Fahrzeug handelt, "mit welchem im Oktober 2010 ein Langstrecken-Weltrekord für Elektrofahrzeuge auf der 600 Kilometer langen Strecke zwischen München und Berlin aufgestellt wurde".
Zum Zeitpunkt des Brandes sei das Fahrzeug allerdings mit einer lediglich zu zehn Prozent geladenen, nicht brennbaren Behelfsbatterie ausgestattet gewesen. "Die neue Batterietechnik, die Garant ist für den Erfolg des Langstrecken-Weltrekords, befand sich nicht im Testfahrzeug", heißt es weiter. Da die Überreste des Autos nach ADAC-Informationen noch immer an der Brandstelle liegen, fordert der Automobilclub nun, "dass diese Überreste unverzüglich sichergestellt werden, um den Fall aufzuklären". Die von DBM eingesetzten Lithium-Eisen-Polymer-Akkus seien brandgefährlich, argumentiert der ADAC. (pmz)
Quelle: Heise.de