Der Mobilfunkkonzern Nokia stellt die zusammen mit ausgewählten Handys verkaufte Musikflatrate "Ovi Music Unlimited" weitgehend ein. Seit dem Jahreswechsel liefert Nokia keine zugehörigen Geräte mehr aus, bestätigte das Unternehmen am Montag gegenüber heise online. Auch die Verlängerung der als "Comes With Music" zuerst in Großbritannien eingeführten Abonnements ist nicht mehr möglich. Betroffen sind Kunden in Deutschland und weiteren 24 Ländern. Zum Jahresende war das Angebot nach Unternehmensangaben in 31 Ländern erhältlich. Nur in Brasilien, China, Indien, Indonesien, Südafrika und der Türkei sollen die Musikflatrates in sechs- oder zwölfmonatigen Abonnements weiter verkauft werden.

Die Finnen beenden damit ein ebenso ambitioniertes wie glückloses Projekt. Die Idee der an ein Mobiltelefon gekoppelten Musikflatrate wurde zuerst in Großbritannien umgesetzt, wo der "Comes With Music" getaufte Dienst im Kombi-Pack mit einem Mittelklasse-Handy im Herbst 2008 in die Läden kam. Besitzer eines Nokia 5310 mit "Comes With Music" erhielten ein Jahr unbegrenzten Zugriff auf ein großes Musikangebot. Später wurde das das schließlich in "Ovi Music Unlimited" umgetaufte Angebot auf weitere Märkte ausgedehnt; im Mai 2009 kam "Comes With Music" auch nach Deutschland.

Noch im Handel erhältliche "Music Unlimited"-Handys oder bereits aktivierte Abonnements können bis zum Ende der Laufzeit voll genutzt, aber nicht mehr verlängert werden, teilte Nokia weiter mit. Dabei steht den Nutzern ein großer Katalog mit Titeln aller vier Major-Label sowie zahlreicher Indies zur Verfügung. Die Musik soll auch nach Ablauf des Abonnements erhalten bleiben, ist aber durch ein digitales Kopierschutzsystem (DRM) an das Nokia-Gerät gebunden – einer der Pferdefüße des Angebots in einem zunehmend kopierschutzfreien Musikmarkt. Der Ovi Music Store mit kopierschutzfreien Downloads ist von der Einstellung der Flatrate auch nicht betroffen. Darin stehen rund 10 Millionen Titel in 38 Ländern weiterhin zum Dowload bereit.

Doch war DRM nicht das einzige Problem des innovativen Angebots, das zwar in einigen Schwellenländern populär wurde, auf westlichen Märkten aber nie Fuß fassen konnte. "Comes With Music" traf in unseren Breitengraden auf wenig Gegenliebe der Netzbetreiber, die lieber eigene Musikpläne verfolgen. Auch deshalb entpuppte sich das an sich einfache Flatrate-Konzept als erklärungsbedürftig. Bei der Einführung in Großbritannien ließen sich die Musikstücke nur auf einen PC herunterladen und nicht direkt auf das Handy. Beim Vertriebspartner in Deutschland war für die angebotsgerechte Nutzung eine Datenflatrate notwendig. Dazu bremsten schwierige Verhandlungen mit den Majors und eine nur begrenzte Geräteauswahl den Erfolg. Über Verkaufszahlen hüllt sich Nokia weiter in Schweigen. (vbr)

Quelle: Heise.de