Die organisierten Telekom-Rivalen im Verband VATM finden die Kosten, die ihnen die Deutsche Telekom für die Miete auf dem Festnetz abverlangt, zu teuer. So können sie keine attraktiven Preise an die Kunden weitergeben und vernünftig konkurrieren, auch an weitere Modernisierung sei kaum zu denken bei diesen Mietpreisen. Das sagte jetzt ein Vertreter des VATM.
Der Mietpreis für die Teilnehmeranschlussleitung (TAL) ist eine der wichtigsten Stellschrauben im deutschen Telekommunikationsmarkt. Immer noch liege das monatliche Entgelt auf einem "künstlich hohen Niveau", teilte der VATM mit. Es orientiere sich an einem Kostenmodell, das allein auf Neubaukosten basiere. Diese Kosten seien aber zu Zeiten angefallen, als eine Kupferdoppelader in den Erdboden gesenkt wurde. Sie seien jetzt, Jahrzehnte später, längst abgeschrieben.
VATM-Präsident Gerd Eickers will einen guten europäischen Durchschnittspreis erreichen und hält die Gebühren, die die Deutsche Telekom verlangt, für hemmend. "Das Entgelt muss um rund 30 Prozent auf etwa sieben Euro gesenkt werden."
Im März 2011 wird die Bundesnetzagentur das neue Monatsentgelt für die TAL bekannt geben. Der monatliche TAL-Mietpreis, den die Wettbewerber an den Ex-Monopolisten überweisen müssen, beträgt derzeit in Deutschland 10,20 Euro. Laut VATM ist es der vierthöchste in Europa. In den vergangenen Jahren sei das Entgelt nur minimal gesenkt worden (2005: 10,65 Euro). Der Durchschnitt der zehn EU-Länder mit den preisgünstigsten Mietpreisen für die so genannte letzte Meile liege nach neuesten Zahlen von Cullen International hingegen derzeit bei 6,67 Euro.
"Durch den künstlich hohen Preis für die Letzte Meile wird aus unserer Sicht zudem aktiv in die Wettbewerbsfähigkeit der TK-Anbieter gegenüber den Kabelnetzbetreibern eingegriffen", so der VATM-Präsident. "Durch den Verlust von Kunden, aber auch den hohen Vorproduktpreis selbst, gehen den Wettbewerbern Millionen von Euro verloren, die dann nicht für Investitionen zur Verfügung stehen. Die Telekom selbst hat keinen Anreiz zu investieren, da sie weiterhin rund eine Milliarde Euro pro Jahr TAL-Miete von den Wettbewerbern für ein weitestgehend abgeschriebenes Netz einnehmen kann."
Auch der Preis für den Teil der letzten Meile vom grauen Kasten am Gehwegrand (Kabelverzweiger) bis zum Kunden, die so genannte KVz-TAL, liege mit 7,21 Euro als Bestandteil der TAL-Gesamtmiete (10,20 Euro) besonders hoch. Diese KVz-TAL spielt beim VDSL-Ausbau eine besonders wichtige Rolle. Hier wollen die Wettbewerber Nachbesserung erreichen. Sie knüpfen ihre Kritik offen an den Breitbandausbau in Deutschland - würden die TAL-Kosten nicht abgesenkt, könnte hier einiges ins Stocken geraten. (kas)
Quelle: Heise.de