Bahnen sich da etwa leichte Veränderungen bei Pavus an?
Auf jeden Fall ne schreiberisch extremst gute Szene und bin mal gespannt, ob diese Geschichte auch den Shows Erwähnung finden wird.
Die Weihnachtstage liegen hinter uns, das sogenannte „Fest der Liebe“ ist für dieses Jahr beendet und es ist nicht das einzige was zu Ende geht, denn wir schreiben den 31. Dezember 2010. Noch eine halbe Stunde verbleibt bis sich dieses Jahr verabschiedet und Platz macht für etwas neues, für das Jahr 2011 – ein Jahr voller Ereignisse, das ist schon jetzt gewiss. Und doch hat auch dieses Jahr noch ein wenig Zeit mit Geschehnissen noch etwas zu bewirken.
Erneut befinden wir uns in der Hansestadt Hamburg, unweit der bekannten Reeperbahn, direkt am Hamburger Hafen. Dreh- und Angelpunkt der hier beheimateten Wirtschaft, ein Ort von dem viel auf Reisen geht in die weite Welt und viel aus der weiten Welt seinen Weg hierher findet.
Jemand der seinen Weg hierhin gefunden hat, schlendert am Hafenbecken entlang, stapft mit seinen großen Füßen, die mit schwarzen Boots vor der Kälte geschützt sind, durch den übrig gebliebenen Schneematsch.
Für den bekennenden Leser ist schon jetzt klar, dass hier die Rede vom Hamburger Jung himself, Pavus Maximus, ist – und genau so ist es.
Pavus schaut sich die hier vor Anker liegenden Schiffe an, zählt die Bullaugen, verwirft dieses Zahlenspiel allerdings schnell wieder und schaut in den Himmel. Einige Ungeduldige lassen schon jetzt die ein oder andere Rakete empor steigen und so blitzen gelegentlich die verschiedensten Farben auf. Diese Farben spiegeln sich in den Augen des Hamburgers wieder, als er gen Himmel schaut. Seit einer Woche hat er sich wieder Vorwürfe gemacht und Trauer getragen – doch heute sieht er es als eine Art Feier an. Für ihn wird den Menschen, die von uns gegangen sind Tribut gezollt und mit den verschiedenen Farben am Himmel wird ihnen Respekt gezollt und ihnen gehuldigt.
Hey Pavus… komm man hier rüber, mein Jung.
Die Stimme reißt den Hünen aus seinen Gedanken, wer ruft da nach ihm? Der Hamburger wendet sein Antlitz in die Richtung aus der er die Stimme vernommen hat und sieht einen älteren Mann auf einem Hocker sitzen. Der Hocker steht vor einer kleinen Hafenkaschemme aus der gedämmte Musik ertönt.
Ohne groß zu fragen, setzen sich die Füße des Hamburgers in Bewegung und halten strikt auf den alten Mann zu. Irgendwoher kennt er diesen Mann, er hat ihn schon mal gesehen und das ist noch gar nicht so lange her.
Ein kleiner, etwas wackeliger Tisch und ein weiterer Hocker befinden sich in greifweite des Mannes und Pavus setzt sich auf die andere Sitzgelegenheit, befindet sich dem alten Mann jetzt direkt gegenüber, nur noch getrennt von dem Tisch auf dem ein Schachbrett und einige Figuren aufgebaut sind.
Pavus: Was wollen Sie?
Die Stimme des Hamburgers klingt etwas stockend, er fühlt sich etwas unwohl, genauer gesagt hat er ein mulmiges Gefühl in der Magengegend, welches er nicht genau deuten kann. Trotzdem scheint da eine Art Vertrauen zu diesem Mann zu sein, ohne zu wissen wem er da gegenübersitzt.
Mann: Erinnerst du dich an mich?
Der Hamburger nickt nur in der Gewissheit, dass es sich um den selben alten Mann handelt, der ihn nach seinem ersten Besuch am Grab seines Sohnes, schon einmal hier am Hafen angesprochen hat. Kann das ein Zufall sein, dass es sich wiederholt?
Mann: Ich habe dir vor einiger Zeit einen Rat gegeben und so soll es auch heute sein.
Der Mann setzt seinen schwarzen Läufer einige Felder weiter und bringt so ein weißes Pferd zum ausscheiden.
Mann: Du bist…
Der Hamburger, sichtlich irritiert, schaut auf das Spielbrett und weiß nicht so recht was mit ihm geschieht, denn ohne dass er es wirklich will spielt er mit. Pavus greift die weiße Dame und beendet damit das Zwischenspiel des schwarzen Läufers, der sich in diese unangenehme Situation gebracht hat. Eben noch schallend lachender Sieger, nun selbst ausgeschieden.
Mann: Du spielst also mit der Dame. An sich ein schlauer Zug, denn so nimmst du ein wenig Gefahr. Aber schau in welche brenzliche Situation du dich damit gebracht hast…
Der Blick des Hamburgers klebt nun an den Fingern des alten Mannes. Dieser zieht nun wiederum die schwarze Dame 3 Felder weiter und bringt damit den weißen König in eine Situation aus der es sich nicht zu befreien gilt. Bewegt Pavus nun seine Dame, kann er zwar einen Turm schlagen, muss den König aber im Stich lassen. Zieht er jedoch den König ist es genauso aussichtslos, denn jedes ihm zur Verfügung stehende Feld ist in Schlagdistanz einer schwarzen Figur.
Pavus: Es sieht so aus, als hätten Sie gewonnen.
Pavus blickt nun seinen Gegenüber an, findet jedoch nicht seinen Blick, denn der alte Mann schaut nur auf das Spielbrett, legt seinen Zeigefinger auf den weißen König und legt diesen auf die Seite.
Mann: So sieht es nicht nur aus, so ist es. Und weißt du auch warum?
Der Hamburger schüttelt seinen Kopf.
Mann: Du lässt dich von der Macht der Dame leiten und verlierst dadurch aus den Augen, dass ein eigentlich unbedeutender Bauer dir hätte den Sieg bringen können.
Der Blick des Hamburgers richtet sich nun auf das Brett und nun erkennt auch er, dass er in einer Ausgangssituation gesteckt hat, die besser nicht hätte sein können. Ein Zug und er hätte dieses Spiel gewonnen.
Mann: Du musst alle deine Sinne einsetzen und dich nicht von dem offensichtlichsten leiten lassen. Im Leben, wie auch in jedem Spiel wird vorausgesetzt, dass jeder Zug genau geplant ist. Man muss sich einen Überblick schaffen und dann entscheiden. Das Bauchgefühl ist zwar oft das stärkste, aber nicht immer das richtige.
Der Hamburger Jung versteht was der alte Mann ihm sagen möchte und nickt geradezu anerkennend.
Mann: Du musst lernen abzuwägen was die richtige Entscheidung ist. Und dazu wirst du alsbald einsehen, dass man alleine im Leben nicht weiterkommt. Du brauchst nicht unbedingt Verbündete, aber du solltest Leute hinter dir wissen, die für dich da sind. Ob diese Menschen noch am Leben sind oder dir durch ihre geistigen Kräfte helfen, spielt dabei keine Rolle. Besinne dich auf das was du bist und auf das was du warst. Nicht nur einzelne Stücke, sondern sieh dein Leben als Ganzes. Jedes Teil hat seinen Zweck und jeder Zug bringt einen weiter. In welche Richtung dein nächster Zug gehen wird, entscheidest nur du selber.
Das waren die vorerst letzten Worte des Mannes, denn er erhebt sich nun von seinem Hocker und will gerade in der Kaschemme verschwinden, als Pavus ihn am Arm festhält und ihn so dazu bringt sich noch einmal herumzudrehen. Pavus möchte diesem Mann in die Augen schauen zumindest einmal.
Der alte Mann hebt seinen Kopf, wohl wissend dessen wonach der Hamburger Jung trachtet und blickt mit seinen stahlblauen, kraftvollen, aber auch vom Leben gekennzeichneten Augen in die Augen seines Gegenübers. Beim Anblick kann Pavus nicht anders, als mit offenem Mund da zu stehen.
Zwei erwachsene Männer stehen sich gegenüber, schauen sich an und keiner sagt auch nur ein Wort.
Der alte Mann streift nun die Hand von Pavus von seinem Arm, nickt dem Hünen noch einmal anerkennend zu und verschwindet dann da, wo er eben schon hinwollte. Die Tür der Kaschemme wird hinter ihm geschlossen und man hört wie sch ein Schlüssel umdreht.
Teilweise geschockt, teilweise verwirrt, berappelt sich Pavus nun langsam wieder. Leicht kopfschüttelnd geht er einige Meter weiter, bleibt an einem spiegelnden Fenster stehen und schaut hinein. Es ist so als würde er nicht in sein Spiegelbild, sondern in das eben gesehene Gesicht schauen.
Kann das möglich sein oder spielen ihm seine Nerven hier nur einen Streich?
Aus dieser Gedankenwelt wird der Hamburger aber schnell gerissen, als er aufgrund eines ohrenbetäubenden Lärms zusammenzuckt. Gleichzeitig mit den Kirchenglocken, fliegen Tausenden, Abertausende Raketen gen Himmel und erzeugen einen Lärm, wie er an Sylvester üblich ist.
Mitternacht, das alte Jahr hat sich soeben verabschiedet und das Neue wird begrüßt. Der Hüne blickt gen Himmel und traut seinen Augen erneut nicht – diese Farben sind so prachtvoll, so wunderschön. Aber das eigenwilligsten ist, dass die Funken, die aus den Raketen herausgeschleudert und den Hamburger Nachthimmel erhellen, eine Form zu bilden scheinen.
Es scheint fast so als bilden die Funken ein Gesicht am Nachthimmel – Augen Nase, Mund sind zu erkennen und auch die Gesichtsform ergibt sich.
Dem Hamburger füllen sich schlagartig die Augen mit Feuchtigkeit, denn er ist sich nicht sicher ob er da oben gerade in sein eigenes Gesicht blickt, oder in das Gesicht des geliebten Sohnes. Andererseits könnte es auch das Gesicht des alten Mannes sein. Drei Menschen – eine verblüffende Ähnlichkeit. Kann das alles wirklich Zufall sein?
Bahnen sich da etwa leichte Veränderungen bei Pavus an?
Auf jeden Fall ne schreiberisch extremst gute Szene und bin mal gespannt, ob diese Geschichte auch den Shows Erwähnung finden wird.