Nach dem Smartphone-Stift ("Wer braucht schon einen Stift?") hat sich Apple auch die 3D-Brille als mögliches Hardware-Relikt vorgenommen. Das US-Patentamt hat dem Unternehmen nun das 2007 beantragte Patent 7,843,449 zuerkannt, in dem Apple eine autostereoskopische Projektionseinrichtung beschreibt, die ohne Brille oder vorgesetzte Filter auskommen soll. Eine Kamera erfasst dabei den Zuschauer, ein Computer errechnet dessen Position im Raum, woraufhin der Projektor die räumlich versetzten Bilder für das Augenpaar des Zuschauers liefert. Die Projektionsleinwand besitzt in diesem Patent eine genoppte Oberfläche, die offenbar ähnliche Eigenschaften wie Lentikularlinsen besitzt. Sie reflektieren das individuelle 3D-Bild in unterschiedlichen Winkeln an mehrere Zuschauer im Raum.

Ab welcher Zuschauerzahl dieses System überfordert sein wird, bleibt vorerst unklar. Das Tracking der Zuschauer, die Berechnung der räumlichen Bilder und nicht zuletzt eine flüssige Wiedergabe des Filmmaterials für alle Zuschauer sind rechenintensive Aufgaben. Apple erhofft sich von seiner Erfindung – so schreibt das Unternehmen in seinem Patentantrag - gegenüber konkurrierenden Anwendungen nicht nur einen Akzeptanz-Vorteil wegen der überflüssigen Brille. Der Patentantrag sieht "einen Bedarf für praktische und kostengünstige autostereoskopische 3D-Displays, die dem Betrachter größtmögliche Bewegungsfreiheit ermöglichen".

Etliche Firmen arbeiten bereits seit Jahren an brillenlosen 3D-Techniken: Am populärsten sind bislang Ansätze mit Lentikularlinsen oder Parallaxbarrieren, die beispielsweise in 3D-Kameras (Fujifilm Real 3D W3) oder Handheld-Konsolen (Nintendo 3DS) zum Einsatz kommen. Hier kann der Betrachter allerdings nur aus einem bestimmten Winkel aufs Display schauen, ansonsten bricht der 3D-Effekt zusammen.

Einige autostereoskopische Entwicklungen kombinieren Lentikularlinsen und Augen-Tracking per Kamera – beispielsweise die 3D-Monitore der Hamburger Firma SeeFront oder die Prototypen vom Fraunhofer Heinrich-Hertz-Institut. Hier kann man sich vor dem Display frei bewegen; richtig gut funktioniert das bislang allerdings immer nur für einen Betrachter. Sobald mehrere Zuschauer vor dem Display sitzen, reduziert sich neben dem 3D-Effekt auch die Auflösung.

Der japanische Unterhaltungselektronik-Hersteller Toshiba dagegen setzt auf die Integral Imaging Displays -- hier kann man um die dargestellten Objekte sogar herumgehen, man sieht sie also auch von der Seite. Der Nachteil dieses Ansatzes: Man benötigt sehr viel Rechenpower, da mehrere Ansichten in Echtzeit berechnet werden müssen.

Laut Apples Patentschrift ist das eigene Patent allen anderen autostereoskopischen Verfahren überlegen, schließlich komme man mit begrenzter Rechenkraft aus und der Anwender habe dennoch vollständige Bewegungsfreiheit. Ob das Verfahren jemals in konkreten Produkten zum Einsatz kommt, ist offen. (jkj) / (olm)

Quelle: Heise.de