Ergebnis 1 bis 2 von 2

Thema: Wikileaks enthüllt die kritische Sicht der USA

  1. #1
    Registriert seit
    09.05.2007
    Ort
    NRW
    Beiträge
    12.186

    Wikileaks enthüllt die kritische Sicht der USA

    Nach der Veröffentlichung von Depeschen von US-Diplomaten auf der Whistleblower-Plattform Wikileaks hat Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel (FDP) am Sonntagabend in der ARD-Fernsehsendung Anne Will die immer wichtiger werdende Rolle des Datenschutzes betont. Er machte darauf aufmerksam, dass die Sammelwut von Daten auch für den Bürger schlimm sein kann, wenn "Patientendaten irgendwann auch so veröffentlicht werden wie diese Berichte".

    Mit dieser Einschätzung entsprach Niebel dem Urteil der US-Diplomaten, die in ihren Berichten aus Deutschland immer wieder die Rolle der FDP beim Datenschutz betonen und von einer "verhängnisvollen Fixierung" auf das Thema sprechen, die den Kampf gegen den Terror behindere. Niebel persönlich wurde von den US-Amerikanern als "schräge Wahl" bezeichnet. Ähnlich problematisch wurde aus US-amerikanischer Sicht die Ernennung von Thomas de Maizière zum Innenminister beurteilt: Er sei nicht der richtige Mann, in Deutschland ein allgemeines Fingerabdrucksystem einzuführen.

    Im Unterschied zu Niebel meinte der Blogger Sascha Lobo am Sonntag, dass die Tragweite der Wikileaks-Aktion gar nicht hoch genug eingeschätzt werden könne. Sie sei "Ausdruck einer neuen digitalen Gesellschaftsordnung". Die Enttarnung der Depeschen sei ein kleiner Teil des Kontrollverlusts, den die Gesellschaft in den nächsten Jahren erleben werde.

    In den Depeschen wird Kanzlerin Angela Merkel (CDU) bescheinigt, "selten kreativ" zu sein und das Risiko zu meiden. Sie sei bekannt für ihren Widerwillen, sich in aggressiven politischen Debatten zu engagieren. Auch Außenminister Guido Westerwelle und CSU-Chef Horst Seehofer kommen nicht gut weg.

    Die chinesische Regierung hat Agenturberichten zufolge allen Inlandszeitungen verboten, Details des Wikileaks-Coups zu veröffentlichen. Geschockt wurde in arabischen Ländern auf die von der britischen Tageszeitung The Guardian entdeckte Depesche reagiert, nach der der saudische König Abdullah den ihn besuchenden Diplomaten empfahl, die Gefangenen in Guantánamo Bay mit RFID-Chips zu taggen. Er habe mit seinen Pferden und Falken gute Erfahrungen mit dieser Technik gemacht. (In der Depesche ist allerdings fälschlicherweise von "Bluetooth-Chips" die Rede.) Die Details dieser Verhandlungen und die Tatsache, dass ein Moslem empfiehlt, Moslems zu taggen, bezeichnete der Blogger Arabist als beschämend.

    In Israel sorgte ein Diplomatenbericht über ein russisches Angebot für Aufregung: Demnach wollte Russland Kampfdrohnentechnik im Werte von 1 Milliarde US-Dollar in Israel bestellen und im Gegenzug zusagen, keine Langstreckenraketen an den Iran zu liefern. Dieser Handel ist offenbar nicht zustande gekommen.

    Insgesamt soll Wikileaks 251.287 US-Depeschen aus den Jahren 2004 bis 2010 besitzen, die in den nächsten Tagen peu à peu veröffentlicht werden sollen, jeweils mit einem anderen Themenschwerpunkt. Für Dienstag sind Berichte über Nord- und Südkorea angekündigt, danach sollen Pakistan, Afghanistan, Kanada, Jemen und China im Mittelpunkt stehen. Per Twitter hat Wikileaks unterdessen angekündigt, dass weitere Medien an der Berichterstattung über "Cablegate" beteiligt werden sollen.

    Quelle: Heise.de

  2. #2
    Registriert seit
    09.05.2007
    Ort
    NRW
    Beiträge
    12.186
    Wikileaks-Sprecher: US-Großbank wird nächstes Ziel

    Gerade hat Wikileaks mit der Veröffentlichung vertraulicher Depeschen von US-Diplomaten weltweit für Schlagzeilen gesorgt, da plant die Internetplattform wohl schon den nächsten Coup: Anfang nächsten Jahres solle eine amerikanische Großbank zum Ziel werden, sagte Gründer Julian Assange in einem Interview des US-Magazins Forbes. "Es geht um zehntausende oder hunderttausende Dokumente, je nach Definition." Es handle sich dabei um ein "Megaleak".

    Die geplante Offenlegung des Materials eröffne "wahre und repräsentative Einsichten, wie sich Banken auf der Managementebene verhalten", so der Wikileak-Gründer weiter. "Man kann es das Ökosystem der Korruption nennen." Die Folge der Veröffentlichung dürften "vermutlich Untersuchungen und Reformen sein". Die Dokumente enthüllten "ungeheuerliche Übertretungen" und "unethische Praktiken". Gegenstand des Materials seien aber auch "die unterstützenden Entscheidungsstrukturen und die interne Ethik des Managements".

    Der Australier verglich in dem Interview die anstehende Veröffentlichung mit den E-Mails, die im Zusammenhang mit dem Enron- Unternehmensskandal ans Licht kamen. Der einst zehntgrößte US-Konzern hatte 2001 nach einem Bilanzbetrug Insolvenzantrag gestellt – Auftakt einer ganzen Reihe von Betrugsfällen, die die US-Wirtschaft in den folgenden beiden Jahren erschütterten. Assagne betonte jedoch, dass noch unklar sei, ob es sich hier um kriminelle Vorgänge handele. "Ich kann nur sagen, dass es klar um unethische Praktiken geht." Man sei sehr vorsichtig damit, Leute als kriminell zu etikettieren, bis man sehr sicher sei.

    Sich selber nennt der Wikileaks-Gründer einen Freund freier Märkte. "Ich sehe den Kapitalismus mit gemischten Gefühlen, aber ich liebe Märkte", sagte er zu "Forbes". "Wikileaks ist entworfen, den Kapitalismus freier und ethischer zu gestalen." Zu dem Wikileaks insgesamt vorliegenden Material sagte Assange: "Wir haben zuviel". Konkrete Mengenangaben machte er allerdings nicht. Etwa die Hälfte davon betreffe Unternehmen. "Wir sind in einer Position, in der wir Rangfolgen einrichten müssen und der Stoff mit der größten Wirkung zuerst veröffentlicht wird." (dpa) / (jk)

    Quelle: Heise.de

Ähnliche Themen

  1. Kiel hat Halbfinale in Sicht
    Von Conny im Forum Handball
    Antworten: 0
    Letzter Beitrag: 29.02.2008, 13:07