Da auch Kinder moderne digitale Medien immer stärker nutzen, müssen diese aus Sicht der baden-württembergischen Kultusministerin Marion Schick (CDU) auch in den Grundschulen ein Thema sein. "Die heutigen Kinder sind mit dem Smartphone groß geworden und sie sollten lernen, selbstbewusst und selbstbestimmt mit diesen neuen Medien umzugehen", sagte Schick in einem Gespräch mit dpa. "Wir müssen in den Unterricht an den Grundschulen das integrieren, was die Kinder in ihrer Lebenswirklichkeit und zu Hause erleben."
Die Ministerin verwies auf eine repräsentative Studie im Auftrag des Ehapa-Verlags zum Medienverhalten von 6,2 Millionen deutschsprachigen Kindern im Alter von 6 bis 13 Jahren. Danach hat die Computer- und Internetnutzung, vor allem bei den Jüngeren in dieser Altersgruppe stark zugenommen. Rund 54 Prozent und damit gut die Hälfte der Siebenjährigen nutzt inzwischen einen Computer. Bei den Neunjährigen liegt der Anteil bei 75 Prozent.
Um die Medienbildung zu verbessern müssten die Schulen allerdings nicht mit großem Aufwand mit Geräten ausgestattet werden, meint Schick: "Die Frage der Hardware ist nicht entscheidend." Vielmehr gehe es darum, auf die vielfältigen Möglichkeiten und auch auf Gefahren einzugehen, die mit der Nutzung digitaler Medien verbunden ist. "Dazu reicht unter Umständen ein Laptop und ein Beamer an der Schule. Außerdem können die Kinder selbst auf ihren Geräten zeigen, was sie damit für Erfahrungen machen." Schick meint zudem: "Zur Ausstattungsfrage muss man feststellen: Es ist ja häufig so, dass die Schüler besser ausgestattet sind, als das die Schulen je sein könnten."
Die pädagogische Bandbreite ist nach Ansicht der Ministerin sehr groß: "Es wäre beispielsweise denkbar, im Deutschunterricht die aus vielen Kürzeln bestehende Sprache zu behandeln, die beim sms-Schreiben verwendet wird." Die Einbeziehung der digitalen Lebenswelt in die Schulen ist nach Schicks Worten ein originär pädagogisches Thema: "So wie man den Kindern sagen kann: 'Bringt morgen acht verschiedene Herbstblätter mit in den Unterricht', so kann man sie auch darum bitten, zu Hause genutzte Medien einmal mit in den Unterricht zu nehmen."
Die Ministerin wünscht sich, dass an möglichst vielen Grundschulen diese Form von Medienbildung Eingang findet, will dies aber nicht von oben anordnen. Dazu gebe es bereits etliche gute Materialien des Landesmedienzentrums, die die Schulen von den Medienberatungsstellen in den Landkreisen anfordern können. "Das Ganze soll von unten wachsen und nicht von oben verordnet werden", unterstreicht Schick. (Edgar Neumann, dpa) / (jk)
Quelle: Heise.de