Schock für die weltweite Orakel-Szene: Paul ist tot. Der Krake aus Oberhausen sorgte bei der Fußball-WM in Südafrika durch seine hellseherischen Fähigkeiten für Furore. Die Trauerarbeit im Internet ist schon im vollen Gange.

Der bekannteste Krake der Welt starb in der Nacht auf Dienstag (26.10.10) in seinem Aquarium im Oberhausener Sea Life - friedlich und eines natürlichen Todes. Mitarbeiter und Management seien "am Boden zerstört", hieß es in einer Pressemitteilung. "Er ist uns allen sehr ans Herz gewachsen und wir werden ihn schmerzlich vermissen. Es ist ein tröstlicher Gedanke, dass er bei uns ein gutes Leben mit der bestmöglichen Versorgung durch ein engagiertes Team hatte", sagte Sea-Life-Manager Stefan Porwoll.

Pauls sterbliche Überreste befinden sich zur Zeit im Kühlhaus und sollen in den nächsten Tagen eingeäschert werden. Seine Urne soll dann neben einem Denkmal präsentiert werden, das für Paul im Sea Life errichtet wird. "Auch für uns ist dies ein ungewöhnlicher Umgang mit einem unserer Meereslebewesen", so Porwoll weiter. "Aber Paul war auch eines der außergewöhnlichsten Tiere, die wir je hatten. Da Paul zu Lebzeiten zu so großer Berühmtheit gelangte, erscheint es uns angemessen, ein Denkmal für ihn zu errichten."

Paul wurde weltweit bekannt, als er bei der Fußball-WM in Südafrika seine seherischen Fähigkeiten bewies. Er bekam vor den Spielen zwei mit Flaggen gekennzeichnete Essensportionen serviert - und entschied sich mit traumwandlerischer Sicherheit für den späteren Sieger. Insgesamt sieben Mal trafen seine Vorhersagen ins Schwarze, was den einen freute, den anderen ärgerte. Nachdem Paul die Niederlagen von Argentinien im Viertelfinale und Deutschland im Halbfinale prophezeit hatte, drohten aufgebrachte Fans, ihn zu Paella oder Grillspießen zu verarbeiten. Viele Freunde machte sich Paul dagegen in Spanien. Als er auch den Weltmeister richtig voraussah, boten spanische Fans 30.000 Euro, um ihn zum Umzug zu bewegen. Doch Paul zeigte keine Wechselambitionen und blieb in seiner Oberhausener Heimat.
Weltweite Trauer im Internet

Der Tod von Paul sorgte im Internet für massenhafte Trauerbekundungen. In der Top Ten der weltweiten Trends bei Twitter war er am Dienstagnachmittag gleich doppelt vertreten: Einmal als "Psychic Octopus" ("hellseherische Krake"), einmal als "pulpopaul". Im Sekundentakt erscheinen neue Twitter-Meldungen, und auch auf Facebook bildeten sich schnell diverse schwarze Bretter der Trauer. Eine Frage, die vor allem in Spanien immer wieder gestellt wurde: "Warum er und nicht Zakumi?" Zakumi war das offizielle Maskottchen der Fußball-WM: Ein Leopard mit grünen Haaren, dessen ästhetische Qualitäten von vielen Fußballfans als äußerst gering eingestuft wurden.

Der Bürgermeister der nordspanischen Kleinstadt Carballiño soll unterdessen Kontakt zu Sea Life aufgenommen haben. Er will offenbar Pauls Überreste in einem Tintenfischmuseum ausstellen, das die Stadt plant. Bereits nach dem WM-Triumph der spanischen Elf war er nach Oberhausen gereist, um Paul die "Ehrenbürgerschaft" Carballiños zu verleihen. Auch in den spanischen Medien war die orakelnde Krake ein Top-Thema. Radiostationen und Fernsehsender berichteten, auf den Startseiten der größten Tageszeitungen "El Pais" und "El Mundo" des Landes wurde Pauls Tod vermeldet. Die Zeitung "Público" spielte scherzhaft auf den Tod des spanischen Diktators Franco an: "Españoles, el pulpo Paul ha muerto" ("Spanier, der Krake Paul ist gestorben"). 1975 hatte der damalige Ministerpräsident den Tod Francos mit den fast identischen Worten verkündet.

Mit Pauls Tod soll die Orakel-Tradition in Oberhausen nicht abreißen. Ein Verwandter von ihm, ebenfalls Paul getauft, soll nun die hellseherischen Aufgaben übernehmen. Allerdings: Zeit zum Anlernen blieb Paul dem Älteren nicht mehr. Ob sich der Nachfolger ebenfalls so gut schlägt, bleibt also abzuwarten.

Quelle: WDR.de