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Thema: Zum saftigen Hahn

  1. #1
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    Zum saftigen Hahn

    Samstag, 23.10.2010, 18:49 Uhr

    Es ist kalt, und Breads zieht die Schultern zusammen. Seine Jacke ist eindeutig zu dünn. Unter seinen Schuhen knirschen kleinste Steinchen auf dem Asphalt, und die unheimliche Athmosphäre, die durch das bereits gedämpfte Licht und die verwahrloste Umgebung bereits sehr gruselig wirkt, wird durch die Geräusche bloß noch verstärkt. Sein Atem geht stoßweise und vor seinem Mund bilden sich jedes Mal, wenn er ausatmet, kleine Wölkchen. Schließlich ist er am Ziel. Er blickt zu einem heruntergekommenen Gebäude auf, an dessen Wänden der Putz bereits abfällt. Von innen hört man lautes Gelächter, und moderne Musik aus den Charts dröhnt aus den Ritzen unter den Türen und den Fenstern hindurch. Breads hebt dann den Kopf und erblickt eine Aufschrift über der Eingangstür, di offensichtlich mit Farbe aufgemalt wurde und den Namen des Gebäudes angibt: "Zum saftigen Hahn".

    Robert Breads: "Wie die Faust aufs Auge..."

    Als Christine von "Restaurant" sprach, war ihm nicht bewusst gewesen, dass es eine zwielichtige Kneipe sein würden. Innerlich lobte er sich selbst dafür, auf Anzug und Lachschuhe verzichtet zu haben und stattdessen in Jeans und verwaschenem Band-Shirt aufgetaucht zu sein. Er atmet noch einmal die klare Nachtluft ein, dann stößt er die Tür auf und der beißende Gestank von Zigarettenqualm und betrunkenen Menschen schlägt ihm entgegen. Mit größter Mühe gelingt es ihm, nicht die Nase zu rümpfen. Er blickt sich um, lässt den Blick über all die Versager und Loser schweifen, die sich hier niedergelassen haben, um Brooks zu finden. Sie hatte wirklich ein Händchen dafür, nicht belauscht zu werden - es ging aber eben auf die Kosten seines Geruchssinns.
    Dann entdeckte er sie. An einem kleinen, runden, dreibeinigen und alles andere als neu wirkendem Tisch hat sie sich niedergelassen, mit der üblichen Kleidung und, wie Breads nun feststellte, ebenfalls alles andere als begeistert. Sie kippelte auf den Hinterbeinen ihres Stuhls, hatte die gestiefelten Füße auf dem Tisch liegen und die Hände auf dem Bauch gefaltet. Gelangweillt sieht sie zwei etwas fülligeren Männern beim Kartenspielen zu, während die beiden immer wieder zwischendurch fesche und cool wirkende Blicke zu Christine werfen. Breads muss unweigerlich grinsen. Ja, das war die Christine Brooks, die er damals getroffen hatte. Es hatte sich vieles geändert, aber einige Dinge waren eben doch gleichgeblieben. Schwungvoll lässt er sich auf dem Stuhl neben ihr nieder.

    Robert Breads: "Na, auf Männerfang?"

    Sie nimmt die Beine vom Tisch und blickt Breads mit hochgezogenen Augenbrauen an. IRGENDWAS wollte sie ihm damit sagen. Er brauchte nicht wirklich lange, um darauf zu kommen, was. Also überging sie den Kommentar.

    Christine Brooks: "Ich dachte schon, du kommst nicht."

    Breads muss lachen. Sie bestellte ihn ständig in die abgelegensten Winkel dieses dreckigen Landes, und dann machte sie sich Sorgen, dass er nicht kommen würde.

    Robert Breads: "Nun, ich habe diese... Institution... gefunden. Aber ich dachte, ich würde ein bisschen mehr zu sehen und hören bekommen, als dein Geflirte. Also, worum geht es?"

    Christine blickt wütend drein. Ja, sie war wirklich meisterhaft darin, ihm die kalte Schulter zu zeigen. Früher oder später würde er sie schon knacken. Er kannte sie schon zu lange und zu gut, als das irgendetwas scheif gehen könnte. Nun, das war jetzt egal. Irgendetwas hatte sie in Planung. Und er musste wissen, was es war.

    Christine Brooks: "Erstens, ich flirte nicht, ich werde angegafft."

    Wieder muss Breads laut lachen. Christine rollt genervt mit den Augen.

    Christine Brooks: "Das "betrunkener-Kneipengänger-Lachen" hast du ja gut drauf. Und, zweitens, hat sich der Plan mit der Battle Royal am Freitag grundlegend geändert - im positiven Sinne."

    Robert Breads: "Schön zu hören. Jetzt kläre mich doch mal auf."

    Gespielt aufmerksam faltet er die Hände auf der Tischplatte und blinzelt übertrieben oft. Es amüsierte ihn wirklich sehr, wie sie ihr Lachen unterdrückte und ihn stattdessen wütend anstarrte. Was glaubte sie denn, was passieren würde, wenn sie sich mal ein Lächeln gönnen würde?

    Christine Brooks: "Das solltest du ja wohl selbst wissen. Ich meine, dein Gegner ist... naja... ein schwuler Vogel."

    Robert Breads: "Gut kombiniert, Sherlock Holmes. Möchten sie auch Dr. Watson's Meinung hören oder würden sie ihren Plan gerne weiter ausführen?"

    Ein schneller Tritt vor's Schienbein lässt Breads ein Zischen entweichen und treibt ihm die Tränen in die Augen, was man glücklicherweise im dichten Qualm nicht bemerkt.

    Christine Brooks: "Sehr witzig, Trottel. Worauf ich hinaus will ist das dieser Kerl ein Vollidiot ist, verstehst du? Ein Dummkopf. Wir können ihn schon vorher ausschalten, ohne uns die Hände schmutzig zu machen. Er ist wie ein großes Kind, und man muss Kindern nur Angst vor etwas machen, um es fern zu halten."

    Breads überlegt kurz. Ihre Worte ergaben Sinn, The Cock hatte bereits beeindruckend unter Beweis gestellt, dass er emotional so stabil war wie Jimmy Maxxx völlig normal. Aber er sah da ein Problem.

    Robert Breads: "Dein Plan hat aber einen kleinen Haken, Christine. Aus Angst resultiert Wut, aus Wut resultiert Hass, aus Hass ein Wunsch nach Zerstörung. Wir müssen dem Hühnchen so viel Angst einjagen, dass er überhaupt keine Chance mehr hat, danach noch irgendetwas zu fühlen. Sonst bekommen wir ein Problem."

    Christine Brooks: "Es ist kein Problem, wenn du nicht wieder versagst - also wird es wohl ein Problem werden."

    Der Kanadier zieht eine hässliche Grimasse. Man war sich nie so ganz sicher, ob sie das nun ernst meinte oder ihn nur fertig machen wollte. Das war langsam etwas, was ihm auf die Nerven fiel. Es war zwar nichts weltbewegendes, aber wenn man sich hohe Standards setzt, störte einen das eben. Er seufzt.

    Robert Breads: "Und was sollen wir machen?"

    Christine Brooks: "Er hat panische Angst vor allem heterosexuellen, und bevor du irgendeinen dummen Spruch raushauen kannst, ja, das war ernst gemeint."

    Breads grinst breit. Es war einfach viel lustiger, wenn man sich dumm stellte, und sie alles erklären ließ. Der Unterhaltungswert war durchaus nicht zu unterschätzen.

    Robert Breads: "Und was jetzt? Wo er doch Frauen hast, könntest du doch nackt vor ihm herumtanzen."

    Christine Brooks: "Das würde dir wohl gefallen, was?"

    Robert Breads: "Nein, den Anblick stelle ich mir grauenhaft vor und ich kann mir keine lebenslange Therapie leisten."

    Christine Brooks: "Ich werte das als Beleidigung."

    Robert Breads: "Werte es wie du willst."

    Brooks kneift verärgert die Augen zusammen. Dieser Mangel an Ernsthaftigkeit, den er vorwies, schien er nicht zu gefallen. Breads merkte zum ersten Mal wirklich, wie verklemmt und verkrampft sie war, seit er sie wiedergetroffen hatte. Eine Schande, er hatte ihren Humor immer geschätzt.

    Christine Brooks: "Ich dachte eher daran, dass du den Nuttenpreller anrufst."

    Robert Breads: "Klar, sag mir mit wem du rumprellst und ich guck' im Telefonbuch nach."

    Christine Brooks: "Emilio Fernandez, du Perverser."


    Robert Breads: "Du prellst Emilio?"

    Nun scheint der Punkt erreicht zu sein, an dem ihr endgültig der Geduldsfaden reißt. Wütend springt sie auf, und die beiden Kartenspieler von nebenan blicken überrascht drein. Sie schnauft wütend, aber in ihrem Blick steht kein Hass geschrieben, keine Abneigung, sie wirkt sogar leicht traurig. Ihr Gehabe jedoch überspielt das gekonnt. Breads muss neidlos anerkennen, welch großartige Schauspielerin sie ist. Aber sie ist nicht perfekt. Sie macht Fehler. Aber sie ist ja schließlich auch nicht Robert Breads.

    Christine Brooks: "Du weißt genau, was ich meine! Tu einfach, was ich gesagt habe, oder du wirst wieder versagen. Und jetzt... Schönen Abend noch."

    Mit einem letzten, seltsam mitleiderregenden Blick dreht sie sich auf dem Absatz um und stürmt aus der Tür heraus. Sie machte Fehler, wurde nervöser und emotionaler. Das war gut. Vielleicht stand er näher davor, ihre Schale zu knacken, als er gedacht hatte. Sein Racheplan würde aufgehen, und für ein paar Sekunden sitzt er einfach mit einem stillen Lächeln da, und genießt seinen Triumph. Dann spricht ihn auf einmal der Kartenspieler an.

    Kartenspieler: "Sag mal... War die Tusse deine Freundin?"

    Breads muss erneut lachen. Ja, das war wirklich ein sehr unterhaltsamer Abend. Er gerriet ihn Hochstimmung, etwas, dass ihm in einer versifften zugekifften Kneipe vorher noch nie passiert war.

    Robert Breads: "Gott bewahre, nein."

    Kartenspieler: "Also... Ist sie noch zu haben?"

    Robert Breads: "Mehr oder weniger."

    Kartenspieler: "Was soll das heißen?"

    Robert Breads: "Soll heißen, dass ich es dir nicht empfehlen würde, außer du magst abgetrennte Körperteile und wirst gerne emotional so zerquetscht wie ein Käfer unter einem Schuh."

    Der Mann wirkt verwirrt. Wissend lächelt der Kanadier seinen Gegenüber an.

    Robert Breads: "Hey, Kellner. Gibt's hier auch was zu essen?"






    So, und wenn ihr kein Feedback gebt, kommt Breads nachts bei euch vorbei und klopft an euer Fenster. Dann kommt er rein und frisst euch auf
    Geändert von Pongo (24.10.2010 um 22:16 Uhr)

  2. #2
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    darf ich mir aussuchen, wie breads mich zubereitet
    scheiße verdammt! das ist ja schon n kommi....damn..
    -.-
    trotzdem....dürfte ich es mir aussuchen?

  3. #3
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    Wenn du höflich fragst, sicherlich

  4. #4
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    Oh Emilio soll dem Cock irgendwie Angst einjagen...soll er etwa sein Fotoalbum mit seinen Ex-Freundinnen zeigen?
    Naja das könnte spannend werden, mal schauen, wie der Plan jetzt aussieht

  5. #5
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    vllt auch, wie man untenrum dannach aussieht
    aber ich sag gleich: der hahn wird sich freuen :P

  6. #6
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    Interessant, dass Emilio erneut einen Auftrag von Breads bekommt. Dass der immer die Drecksarbeit für Breads machen muss, ne ne

    Ansonsten wie immer gut geschrieben und die Story um den Cock schön begonnen.