Licht und Schatten bei Yahoo: Im dritten Quartal hat der Web-Pionier zwar seinen Gewinn dank des Verkaufs einer Tochterfirma, Einsparungen und der Suchmaschinen-Kooperation mit Microsoft mehr als verdoppelt. Doch das grundlegende Geschäft lahmt. Ein ums andere Mal setzte der Rivale Google dem Unternehmen zu. Der Yahoo-Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum lediglich um 2 Prozent auf 1,601 Milliarden Dollar. Im Vergleich zum zweiten Quartal des laufenden Geschäftsjahrs blieb der Umsatz gleich.
Werbung ist die wichtigste Einnahmequelle für Yahoo. Auf der einen Seite sind das Textanzeigen, die passend zu Suchergebnissen erscheinen. Hier hat Google schon seit Langem die Nase vorn. Auf der anderen Seite sind das die Werbebanner, bisher eine Domäne von Yahoo. Doch Google holt auch hier auf, wie die letzte Zwischenbilanz gezeigt hatte: Display-Werbung trage inzwischen 2,5 Milliarden Dollar im Jahr zum Geschäft bei, hieß es von Google bei der Vorlage der Quartalsbilanz.
Konzernchefin Carol Bartz betonte aber, Yahoo habe ein solides Quartal gehabt mit guten Wachstum beim Geschäft mit Werbebannern: Immerhin konnte Yahoo hier im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahr noch einmal um 17 Prozent zulegen. Die Umsätze mit Suchanzeigen dagegen sanken um 7 Prozent. Die Traffic Traffic Acquisition Costs (TAC), Einnahmen, die Yahoo über Partner-Websites erzielt und an die Werbepartner weiterleitet, lagen bei 476 Millionen US-Dollar.
Yahoo konnte seinen Netto-Gewinn durch den Verkaufserlös des Stellenportals HotJobs um 113 Prozent auf 396 Millionen Dollar hochschrauben. Der operative Gewinn stieg um 107 Proeznt auf 189 Millionen US-Dollar. Auch die Zusammenarbeit mit Microsoft bei der Internetsuche trug ihren Teil zum Gewinnsprung bei; der große Partner tritt in Vorleistung. Die Anleger waren vom Gewinn positiv überrascht und ließen die Aktie nachbörslich leicht steigen.
Bartz, die trotz schwachem Umsatzwachstums ihre Strategie in der Telefonkonferenz zu den Geschäftszahlen entschieden verteidigte, hatte rund 2000 Stellen abgebaut und sich mit dem Softwaregiganten verbündet. Yahoo nutzt seit einigen Wochen in den USA und Kanada Microsofts Suchmaschine Bing und wird im Gegenzug die Werbung vermarkten. Bald sollen alle Suchanfragen über die Microsoft-Server laufen. Die Zusammenarbeit schreite planmäßig voran, sagte Bartz. Der Software-Konzern und der Portalbetreiber hatten sich im Juli 2009 auf die Kooperation geeinigt. Zuvor hatte Microsoft über viele Monate hinweg erfolglos versucht, Yahoo ganz zu schlucken. Das scheiterte am Widerstand des damaligen Managements um Firmengründer Jerry Yang.
Nach US-Medienberichten erwägt inzwischen der Rivale AOL, gemeinsam mit Finanzinvestoren ein Angebot für Yahoo vorzulegen – oder, falls das scheitern sollte, sich umgekehrt von Yahoo schlucken zu lassen. Das soll mehr Werbekunden anlocken und eine starke Gegenmacht zu Google bilden. Yahoos Kapital sind die weltweit 600 Millionen Kunden, die unter anderem den E-Mail-Dienst nutzen. Aber selbst zusammen spielen die beiden großen, alten Namen des Internets in einer ganz anderen Liga als Google. Der Suchmaschinenprimus wuchs zuletzt rasant und erzielte bei einem Umsatz von 7,3 Milliarden Dollar einen Gewinn von unterm Strich knapp 2,2 Milliarden Dollar. Auf Fragen nach den Übernahmegerüchten verweigerte Bartz eine Stellungnahme. Es sei verlockend, zu erzählen, was sie wirklich darüber denke, aber das ist mir als Yahoo-Chefin schlicht nicht erlaubt, erklärte sie laut dem Wall Street Journal und betonte: "Wir mögen unsere Strategie. Wir mögen unseren Fortschritt. Und darauf konzentrieren wir uns."
Quelle: Heise.de