Vor etwa einem halben Jahr sorgte ein bis dahin unvorstellbarer Bruch der Privatsphäre international für viel Aufsehen: Eine amerikanische Schule nutzte die Webcams der Schul-Laptops, um ihre Schüler auch außerhalb des Schulgeländes zu überwachen. Nun wurde das Verfahren gegen die Schule auf Grund einer außergerichtlichen Einigung eingestellt.
Der beispiellose Fall wurde bekannt, als ein Schüler eine Abmahnung wegen "ungebührlichen Verhaltens" erhielt. Der Schulleiter präsentierte als Beweisbild für die Verfehlungen des Jungen einen Screenshot, der das Kind in seinem Elternhaus zeigte. Aufgenommen wurde das Bild mit Hilfe der im Laptop verbauten Webcam - denn die kann offenbar vom Schulpersonal über das Internet aktiviert werden.
Verständlicherweise erstatteten die Eltern des 15-jährigen Schülers Anzeige gegen die Schule. Wie im Rahmen des Prozesses jetzt bekannt wurde, stellte die Polizei bei ihrer Beweissicherung mehr als 400 Bilder sicher, die den Jungen außerhalb des Schulgeländes zeigen. Viele der Bilder wurden offenbar aufgenommen, während er schlief oder mindestens teilweise entkleidet war. Auch von anderen Schülern sollen mehrere Tausend Fotos ohne ihr Wissen angefertigt worden sein.
Die Eltern des betroffenen Jungen und eines weiteren Opfers hatten die Schule daraufhin verklagt und sich nun ohne ein abschließendes Urteil geeinigt. Die beiden Familien erhalten demnach 175.000 beziehungsweise 10.000 Dollar Schmerzensgeld, das jeweils in Treuhandfonds für die beiden Opfer eingezahlt werden. Neben der Schule, die die Angelegenheit nun außergerichtlich beilegen konnte, dürfte der gemeinsame Anwalt der Opfer-Familien der größte Gewinner dieser Einigung sein: Er kassiert für seine Dienste ein fürstliches Honorar von 425.000 Dollar. (cel)
Quelle: Chip.de