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Thema: Der virtuelle Kampf um die Vuvuzela- Gute Tröte, böse Tröte

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    Der virtuelle Kampf um die Vuvuzela- Gute Tröte, böse Tröte

    Von Lars Hering

    Sie klingen wie ein Schwarm wütender Hornissen und rauben Millionen Fußball-Fans am Fernseher den letzten Nerv: die Vuvuzela-Tröten in den südafrikanischen WM-Stadien. Längst wird auch im Internet gestritten, ob die Vuvuzelas verboten gehören - und gezeigt, wie man mit ihnen Spaß haben kann.

    Der Streit darüber, ob die lange bunte Plastik-Tröte bei der Fußball-Weltmeisterschaft von Fans benutzt werden soll, wird auch im Internet lebhaft ausgetragen. Und er ist offenbar so wichtig, dass selbst der Fußball-Weltverband FIFA, eigentlich nicht für Offenheit gegenüber Innovationen bekannt, die Schnelligkeit des Internets nutzt, um die Fans auf Linie zu bringen. FIFA-Chef Joseph Blatter jedenfalls verkündete am Montag (14.06.10) ganz modern gegenüber seinen 21 Millionen Followern via Twitter: "Ich habe immer gesagt, dass Afrika einen anderen Rhythmus und Sound hat."

    Und zuletzt twitterte der 74-Jährige: "Es wird keine Verbannung der musikalischen Tradition der Fans in ihrem eigenen Land geben. Würden Sie einen solchen Bann Ihrer Musiktraditionen in Ihrem eigenen Land wollen?" - Doch auch die Vuvuzela-Gegenbewegung nutzt Twitter und Co. - und sie belässt es nicht bei einigen Sätzen, die per Handy ins Netz gespeist werden, um die Debatte zu befeuern.

    In Deutschland haben Bastian Fröhlig und Stefan Watzinger die Initiative "Gegen Vuvuzelas - Pro Stimmung!" gegründet. Und zwar schon vor Beginn der Fußballweltmeisterschaft. Denn die beiden Hamburger wussten schon, was in Sachen Vuvuzelas auf sie zukommen würde, weil sie den Lärmpegel bereits vom Confed-Cup 2009 in Südafrika kannten. Die beiden lärmempfindlichen Fußballfans sammeln äußerst erfolgreich Stimmen gegen die Vuvuzelas in den WM-Stadien. Auf ihrer Homepage kann man bei einer Petition mitmachen, die an die FIFA geschickt wird. 210.000 Menschen hatten sich bis Mittwochvormittag (16.06.10) daran beteiligt. Per Twitter verbreiten Fröhlig und Watzinger ihre Botschaft, dass Vuvuzelas nerven und die Fußball-WM stören. Auf dem Kurznachrichtenkanal diskutieren zehntausende User über die Plastiktröten, die eine Lautstärke von bis zu 160 Dezibel erreichen sollen und damit so laut sind wie Presslufthämmer. Am vergangenen Wochenende war "Vuvuzela" sogar das weltweit am zehnthäufigsten getwitterte Wort.

    Im Forum der Hamburger Initiative sind die Meinungen geteilt. Der User "Fredi" etwa schreibt: "Rettet die WM und verbietet dieses Getöse." Und "Sam" meint: "Diese Dinger sind eindeutig Körperverletzung." Ein Gegner des Verbots überschritt dagegen die Grenzen des Erlaubten, indem er Watzinger und Fröhlig mit Nationalsozialisten verglich. Ihm droht nun eine Anzeige. Die meisten Vuvuzela-Fans argumentieren aber sachlicher. Auf dem Internetportal des Fußballmagazins "11Freunde" sagt beispielsweise "Würzburger": "Ich finde die gigantisch, hätte auch kein Problem damit in Europa." Und auf spiegel.de ist "Voll Mann" - offensichtlich Hobby-DJ - der Meinung: "Ich mach 'ne Party, zu der jeder kommen darf. Und die Musik sucht aus, wer am dollsten meckern kann? Nee danke, wer zu meiner Party kommt, soll gehen, wenn ihm die Musik nicht passt."

    Die Gruppe "Ban the annoying Vuvuzela" (Verbannt die nervende Vuvuzela) im sozialen Netzwerk Facebook hat dagegen inzwischen 228.801 Mitglieder - zu Beginn der WM am 11. Juni 2010 waren es noch 4.000 gewesen. Dagegen kommt die neutralere Gruppe "Vuvuzela" nur auf 26.287 Mitglieder. Die Gegenbewegung "Die Vuvuzela muss bleiben" hat nur 59 Mitglieder. Manch einer ahmt dabei als Argument einfach mit Buchstaben eine Vuvuzela nach. In den Foren werden aber auch Meinungen ausgetauscht wie: "Die Vuvuzela gehört zu Afrika" beziehungsweise "So unterstützt man die Spieler nicht". Andere werden noch deutlicher und drohen: "Wenn noch einer sagt, dass ihn die Vuvuzelas nerven. Ich hau ihm ...." Es wird sich auch kräftig gegenseitig beleidigt, und mancher User nutzt den Streit, um seine Ressentiments gegenüber Schwarzen zum Ausdruck zu bringen. Viele Anhänger der Vuvuzela sind hingegen der Meinung, dass die Tröte nicht gewollt sei, weil sie als Ausdruck afrikanischen Lebensgefühls angesehen werde. Viele Fußballfans seien nicht bereit, sich darauf einzulassen.

    Ähnlich sieht es auch der Kölner Musikethnologe Julio Mendivil. "Die Vuvuzela zu benutzen, ist einfach die südafrikanische Art, laut zu werden. Ein Verbot fände ich spießig", sagte er zu WDR.de. Der ganz spezielle Klang der Vuvuzela gebe der WM "einen eigenen, südafrikanischen Charakter".

    Manch einer im weltweiten Datennetz setzt sich kreativ mit der Plastiktröte auseinander. Etliche Videos auf dem Online-Kanal Youtube erklären, wie man am besten auf der Vuvuzela bläst. Andere veralbern die Tröte, indem sie den Klang mit dem einer Gieskanne vergleichen. Kurze Filmchen klären über ihre Geschichte auf, lassen Prominente zu Wort kommen oder fordern in einem Lied: "Lass die Finger von der Vuvuzela". Für Vuvuzela-Liebhaber gibt es eine Webseite, auf der User selbst den typischen Vuvuzela-Ton erzeugen können, indem sie auf der Homepage lange auf einen Button drücken. Auf "vuvuzela.fm" gibt es diesen Ton auch 32 Sekunden zu hören - einfach hinsetzen, laut stellen und genießen. Der WDR-Sender 1LIVE hingegen zeigt unter "Vuvu-selig", wie kreativ man noch mit den Tröten umgehen kann: In kleinen Videos werden sie in den Mixer gesteckt, platt gewalzt oder zu Flöten umfunktioniert.

    Wer keine Lust hat, sich mit Vuvuzelas zu beschäftigen, sondern einfach nur Fußball-WM mit Fangesängen sehen will, muss die Tröten bislang ertragen. Obwohl die Fernsehsender im Netz mitteilen, dass sie bereits Filter einsetzen und ihre Kommentatoren Lippen-Mikrofone einsetzen. Doch der Lärmpegel ist damit nicht völlig auszuschalten. Die Lösung glaubt ein Software-Tüftler gefunden zu haben. Auf seiner Homepage präsentiert er eine Anleitung für einen "Vuvuzela-Filter", der mittels einer Software den Lärm zuhause ausblenden soll - dafür muss man natürlich am PC Fußball gucken. Andere Internet-User empfehlen, einfach den Ton auszuschalten.

    Die Gummersbacher Firma, die seit dem Frühherbst 2009 hunderttausende Tröten für den heimischen Markt hergestellt hat, profitiert derweil kräftig vom Vuvuzela-Hype auf allen Kanälen. Und auch das Unternehmen, das sich die kostenlose Smartphone-Applikation "Vuvuzela 2010" ausgedacht hat, macht sich das monotone Geräusch zu Nutze. Wer die App herunterlädt, installiert und dann sein Telefon schüttelt, erzeugt das typische Vuvuzela-Geräusch. Ob er sich damit Freunde oder Feinde macht, dürfte sich dann schnell herausstellen.

    Quelle: WDR.de

  2. #2
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    WM-Übertragung bei Sky: Zweite Tonspur mit reduzierter Vuvuzela-Lautstärke

    Zwei Tage nachdem das Organisationskomitee der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika ein Verbot der "Vuvuzelas" genannten Kunststofftrompeten in den Stadien ausgeschlossen hat, bietet der deutsche Pay-TV-Sender Sky seinen Abonennten die WM-Spiele wahlweise auch ohne die dominante Geräuschkulisse der Blasinstrumente an.

    Laut Pressemitteilung haben die Sky-Zuschauer erstmals beim heutigen Spiel Südafrika gegen Uruguay (Anpfiff um 20:30 Uhr) die Möglichkeit, die Spiele mit spürbar reduziertem Klang der Kunststofftrompeten zu verfolgen. Die Atmosphäre im Stadion ginge dabei laut Sender nicht verloren. Vielmehr seien dadurch die Gesänge der internationalen Fangruppen, das Aufraunen nach einem gelungenen Dribbling und die typischen Geräusche des Spielgeschehens, die bislang vom Klang der Vuvuzelas überlagert wurden, erstmals auch im Fernsehen zu hören.

    Ermöglicht wird dies durch einen in Zusammenarbeit mit dem Sky-Produktionspartner Plazamedia entwickelten Spezialfilter, der während der gesamten Übertragung manuell nachjustiert werden kann, um den genauen Ton der Faninstrumente bestmöglich zu treffen und ausblenden zu können. "Wir respektieren die südafrikanische Fankultur und die Vuvuzela als ein Symbol dieser Weltmeisterschaft, wollen unseren Abonnenten mit dieser Maßnahme aber die Möglichkeit bieten, den Ton zu wählen, den sie aus den europäischen Stadien gewohnt sind, so Carsten Schmidt, Vorstand Sports, Advertising Sales und Internet bei Sky. Abonnenten, die weiterhin den Originalsound aus den Stadien Südafrikas genießen wollen, können diesen ab sofort über die Tonoption 2 ihres Digital-Empfängers anwählen.

    Das ZDF hatte zuvor auf seiner Website erklärt, dass Filter, die das Tröten ausblenden sollen, Probleme bereiten. So ist auf der Seite zu lesen: "Wenn hunderte Vuvuzelas tröten, entstehen Schwebungen – und die bereiten den Filtern größere Probleme. Das Vuvuzela-Grundgeräusch mag mit einem Filter dämpfbar sein. Dafür hört man jetzt hochfrequentes Gerausche und Gezischel – auf Dauer ein Garant für Kopfschmerzen."

    Die Alternative laut ZDF: Der Sender filtert bei der Aufnahme die Störgeräusche aus. Das ZDF setzt nach eigenen Angaben bei seinen Übertragungen bereits Filter ein, allerdings seine diese "kein Allheilmittel". Denn die Filter würden auch in die Frequenzbänder eingreifen, auf denen die Kommentatoren sprechen. "Wir arbeiten bereits mit Filtern, um das Vuvuzela-Geräusch zu reduzieren", erklärt ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz auf der Website. "Aber wir wollen natürlich nicht den Kommentar verfremden. Bela Réthy soll sich anhören wie Bela Réthy. Deshalb sind uns beim Einsatz von Filtern enge Grenzen gesetzt." (nij)

    Quelle: Heise.de

  3. #3
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    Update:
    Auch die ARD strahlte das besagten WM-Spiel auf digitalem Wege mit einer zweiten Tonspur mit reduzierter Vuvuzela-Lautstärke aus. Im Ergebnis blieb von der Stadion-Atmosphäre dabei allerdings nicht mehr allzu viel übrig – ein Resultat, das SWR-Hörfunk-Techniker Maximilian Federhofer auf der Website seines Senders schon vorausgesagt hatte.

    Quelle: Heise.de

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