Die ProSiebenSat.1 Media AG (P7S1) hat seinen Nachrichtensender N24 verkauft. Nach übereinstimmenden Branchenberichten wurde heute in München der Kaufvertrag zwischen der Privatsendergruppe und der neu gegründeten N24 Media GmbH unterzeichnet. Zum N24-Media-Management gehört neben dem bisherigen Programmgeschäftsführer Torsten Rossmann unter anderem der frühere Chefredakteur des Nachrichtenmagazins Der Spiegel Stefan Aust. Der bisherige N24-Chefredakteur Peter Limbourg wechselt als Senior Vice President Nachrichten & Politische Information zu P7S1.
Der Deal soll auch die Produktionsgesellschaft Maz & More umfassen. Weiterhin hat das neue Unternehmen einen bis Ende 2016 laufenden Vertrag für die Zulieferung sämtlicher Nachrichtenformate der Sender Sat.1, ProSieben und Kabel Eins unterzeichnet. Bis mindestens Mitte 2014 werden auch das Sat.1-Frühstücksfernsehen und das Sat.1-Magazin von der N24 Media erstellt. In Berlin entsteht somit der größte unabhängige TV-Informations-Produzent Deutschlands.
Finanzielle Details der Vereinbarungen nannten die Beteiligten am Mittwoch nicht. Über die Zukunft des defizitären Nachrichtensenders N24 hatte es monatelang Spekulationen gegeben; zuletzt sollen drei Bietergruppen erstes Interesse an einem Kauf bekundet haben.
Der Medienkonzern ProSiebenSat.1 setzte im ersten Quartal 658,4 Millionen Euro um, das sind 5 Prozent mehr als im Vergleichsquartal des Vorjahres. Dem Minus von 1,7 Millionen Euro vor einem Jahr stand nun ein Gewinn von 21,2 Millionen Euro gegenüber. Laut Financial Times Deutschland rechnet ProSiebenSat.1 aus dem Verkauf mit Einmalbelastungen im Gesamtvolumen von 53 Millionen Euro. Ab 2011 solle das EBITDA des Konzerns jährlich mit 25 Millionen Euro entlastet werden.
Ende März 2010 beschäftigte die ProSiebenSat.1 Group 4801 Mitarbeiter. Vor einem Jahr waren es noch 5460 und vor drei Monaten 4814. Neben dem Fernsehsender gehören zum Konzern zum Beispiel noch die Videoplattform MyVideo und das Social Network Lokalisten.de.
Update:
Nach Angaben der neuen N24-Eigner soll das Programmschema des Nachrichtensenders weitgehend beibehalten bleiben. Allerdings will der Sender künftig stärker auf Politikberichterstattung setzen, ein Teil der bestehenden Magazine wird künftig entfallen. Weiterhin geplant ist bis zum vierten Quartal 2010 der Aufbau eines eigenen Netzwerks von Videojournalisten, wofür 13 neue Stellen vorgesehen sind. Insgesamt ist jedoch ein Personalabbau geplant. Maz & More ist von den Restrukturierungsmaßnahmen nicht betroffen. (nij)
Quelle: Heise.de