Der Anteil nicht lizenzierter Computerprogramme lag in Deutschland laut einer jetzt veröffentlichten Untersuchung im Auftrag der Business Software Alliance (BSA) im vergangenen Jahr bei 28 Prozent. Dies entspricht einem geringen Anstieg in Höhe von einem Prozent im Vergleich zu den Vorjahreszahlen. Den Wert der hierzulande "raubkopierten" Programme schätzt das Marktforschungsunternehmen IDC, das die BSA-Studie wieder durchgeführt hat, auf 1,35 Milliarden Euro. In der EU werde diese Summe nur in Frankreich übertroffen, wo bei 40 Prozent Raubkopien Software im Wert von 1,7 Milliarden Euro unlizenziert sei. Die "Piraterierate" in der EU habe 2009 bei 35 Prozent gelegen, was Programme im Wert von 8,3 Milliarden Euro ausmache. Die niedrigste Quote in der EU habe Luxemburg mit 21 Prozent, die höchste Griechenland mit 58 Prozent.

Die BSA merkt kritisch an, dass Deutschland als eines von nur 19 Ländern eine Erhöhung des Anteils unlizenzierter Software zu verzeichnen habe. Zugleich verwies die Lobby-Vereinigung, dem Konzerne wie Adobe, Apple, Microsoft, SAP oder Siemens angehören, auf ihre im Mai laufende Kampagne "Schonfrist". Sie bietet Firmen, die sich ihrer Lizenzsituation nicht sicher sind, die Möglichkeit einer Prüfung und Nachbesserung innerhalb von 30 Tagen, ohne eine rechtliche Verfolgung fürchten zu müssen.

Insgesamt hält die "Global Piracy"-Studie gemischte Zahlen bereit. Der Anteil von "Raubkopien" ging demnach in 54 der 111 untersuchten Länder zurück. Ost- und Mitteleuropa hätten den positiven Trend vergangener Jahre fortsetzen können. Der Anteil unlizenzierter Software sei hier im Mittel auf 64 Prozent gesunken. Dennoch sei die weltweite "Piraterierate" aufgrund des stärkeren Wachstums des Softwaremarktes in Schwellenländern von 41 Prozent auf 43 Prozent nach oben gegangen. Den Wert der weltweit nicht lizenzierten Programme gibt die Untersuchung mit 51,4 Milliarden US-Dollar an. Das Land mit der niedrigsten Nicht-Lizenzierungs-Quote sei weiterhin die USA mit 20 Prozent. Die höchste Raten fänden sich in Staaten wie Georgien, Simbabwe und Moldawien mit über 90 Prozent.

Als Faktoren beim Rückgang der "Softwarepiraterie" hat die BSA unter anderem Initiativen von Vertriebskanälen und Händlern zur Legalisierung ihrer Kunden, Aufklärungskampagnen von Regierungen und Wirtschaft ausgemacht. Auch das Nutzen rechtlicher Mittel und "technologische Veränderungen" wie der verbreitete Einsatz von Systemen zum digitalen Rechtekontrollmanagement (DRM) und SAM (Software Asset Management) hätten sich positiv ausgewirkt.

Gründe für einen Anstieg der Rate sieht der Verband in einem rapiden Wachstum des Endverbraucher-Marktes für PCs in manchen Ländern, die relativ häufigere Nutzung älterer Rechner, auf denen unlizenzierte Software weit verbreitet sei, sowie die "zunehmende Professionalisierung von Raubkopierern und der Cyber-Kriminalität". Die BSA hält es angesichts der Studie für nötig, "am Ende der schlimmsten Rezession seit zwanzig Jahren die Regierungen, Unternehmen und Endanwender verstärkt über die Risiken und Nachteile des Softwarediebstahls aufzuklären, vor allem auch auf die verheerenden Auswirkungen auf die örtliche Wirtschaft". (Stefan Krempl) / (jk)

Quelle: Heise.de