"Skandale", "Vetternwirtschaft", "Gebühren-Verschwendung" - in einer dreiteiligen Serie fährt die Bild-Zeitung eine gezielte Kampagne gegen die ARD. Doch die Fakten sind nicht sauber recherchiert.
Kritische Veröffentlichungen gegenüber dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk sind natürlich legitim - so lange sie sauber recherchiert sind und keine unlauteren Mittel benutzt werden. Unlauter bedeutet: In der Argumentation werden Fakten verdreht oder unterschlagen, Sachverhalte verzerrt dargestellt. Das ist bei der Bild-Zeitungsserie "Der große ARD-Report" der Fall.

Die Bild-Zeitung schreibt: "Die Tochterfirma "WDR Gebäudemanagement GmbH" ...

... (GMG) machte 2008 einen Verlust von 63.6776,97 Euro. (...) Für das schlechte Management muss der Zuschauer blechen."

Richtig ist:


Der WDR hat keine wirtschaftlichen Nachteile erlitten, es sind keine Rundfunkgebühren verschwendet worden, dem Gebührenzahler ist kein einziger Euro Schaden entstanden. Der Verlust geht zurück auf einen Fehler bei der so genannten "unterjährigen Verrechnung". Es wurden Leistungen erbracht, bevor sie eigentlich fällig waren. In der Endabrechnung wurde aber nichts zuviel gezahlt.

Die Bild-Zeitung schreibt: "Der WDR-Verwaltungsdirektor ...

... konnte sich trotzdem über zusätzliche Einnahmen der WDR-Gebäudemanagement GmbH freuen - auf seinem eigenen Konto. Er ist Mitglied des Aufsichtsrats. Laut Bilanz bekamen die Aufsichtsratsmitglieder zusammen 34.000 Euro.

Richtig ist:


Die jährliche Summe von 34.000 Euro für Aufwandsentschädigungen verteilt sich auf insgesamt zehn Personen. Für den WDR sind zwei festangestellte Mitarbeiter vertreten, die niedrigere Bezüge als die anderen erhalten.

Die Bild-Zeitung unterstellt dem WDR "Klüngel".

Sie listet Geschäftsbeziehungen zwischen der WDR-Gebäudemanagement GmbH und der Gebühreneinzugszentrale (GEZ) auf personeller Ebene auf.

Richtig ist:


Die Geschäftsbeziehungen wurden sorgfältig geprüft, sowohl durch den Landesrechnungshof als auch durch Wirtschaftsprüfungsgesellschaften. Dabei hat es zu keinem Zeitpunkt Beanstandungen gegeben.

Die Bild-Zeitung schreibt: "Die ARD-Chefs ...

... möchten zum Beispiel niemanden wissen lassen, wie viele Menschen ihre Digitalkanäle EinsPlus, EinsExtra und EinsFestival schauen. Auf Anfragen verweigert der Sender die Auskunft."

Richtig ist:


Die durchschnittlichen Tageswerte wurden bereits mehrfach veröffentlicht. So liegt der durchschnittliche Tagesmarktanteil für das vom WDR verantwortete Programm EinsFestival aktuell bei 0,3 Prozent. Das sind mehr als 600.000 Zuschauer täglich.

Die Bild-Zeitung zitiert aus einem Bericht des Bayerischen Obersten Rechnungshofs ...

... zur ARD- und ZDF-Tochter "SportA", die an mehrere Fußball-Bundesligisten für Lizenzrechte Gelder gezahlt hat. Zu der von "SportA" gefürchteten Einzelvermarktung der Bundesliga sei es aber nie gekommen. Die "Bild"-Zeitung gibt die Kritik des Rechnungshofes wieder, "ein derartig risikobehaftetes Engagement gehöre grundsätzlich nicht zum Aufgabenbereich über Gebühren finanzierter Rundfunkanstalten."

Richtig ist:


Der Rechnungshof hat in seiner Prüfung der "Sport A" prinzipiell festgehalten, die Agentur sei eine "wirtschaftlich sinnvolle Einrichtung, um Konkurrenzsituationen der beiden öffentlich-rechtlichen Sender zu vermeiden". Soweit die grundsätzliche Bewertung der Einrichtung einer gemeinsamen Sportrechteagentur. Mitte der 90er Jahre gab es konkrete Überlegungen der deutsche Behörden und Gerichte, die zentrale Vermarktung von Ligen sowie nationalen und internationalen Pokalwettbewerben zu Gunsten der Einzelvermarktung zu untersagen. Da dieses Modell in anderen europäischen Ländern bereits Praxis war, musste auch bei der "SportA" angenommen werden, dass nur per Einzelvermarktung die Sportrechte gesichert werden könnten. Die "SportA" hat sich deshalb strategische Optionen bei verschiedenen Bundesligisten gesichert.

Die Bild-Zeitung kritisiert die Zusammenarbeit der ARD mit Radsportler Jan Ullrich:

Der des Dopings verdächtigte Ullrich sei acht Jahre lang mit maximal 195.000 Euro pro Jahr alimentiert worden.

Richtig ist:


Die Form der Zusammenarbeit mit Jan Ullrich, die auf das Jahr 1999 zurückgeht und 2006 beendet wurde, ist innerhalb der ARD kritisch untersucht und als Fehler bewertet worden. Es ist aber inzwischen längst klar gestellt worden, dass es solche Verträge in Zukunft nicht mehr geben wird. Der WDR selbst hat in Form eines Positionspapiers die Bedeutung einer glaubwürdigen und unabhängigen Sportberichterstattung deutlich gemacht. Auch die beim WDR angesiedelte ARD-Fachredaktion zum Thema Doping leistet einen wichtigen Beitrag dazu, dass Sportereignisse nicht nur abgebildet, sondern auch deren Hintergründe differenziert beleuchtet werden.

Die Bild-Zeitung schreibt: " (...) das Gehalt eines öffentlich-rechtlichen Intendanten ...

... wird gehütet wie ein Staatsgeheimnis. Mehrfach forderten Politiker die Offenlegung - vergeblich."

Richtig ist:


Der WDR ist gemäß dem neuen WDR-Gesetz Landesrundfunkanstalt verpflichtet, die Gehälter der Intendantin sowie der weiteren Mitglieder der Geschäftsleitung zu veröffentlichen. Dies wird mit dem Geschäftsbericht für das Jahr 2009 erfolgen, der im Sommer erscheint. Der WDR ist nicht aus Steuermitteln finanziert - wie die Bundesregierung, sondern ein Medienunternehmen, das zum Teil aus Gebühren und zum Teil aus Werbeeinnahmen finanziert wird. Bei anderen Unternehmen - wie etwa bei BILD - werden die Gehälter der Chefs auch künftig nicht öffentlich bekannt sein.

Die Bild-Zeitung behauptet, die Politmagazine der ARD ...

... seien "journalistisch in der Bedeutungslosigkeit verschwunden, immer weniger schalten ein."

Richtig ist:


Für das vom WDR verantwortete Magazin "Monitor" bleibt die Zuschauerquote stabil. Sie ist im Vergleich zum Vorjahr sogar gestiegen. Verfolgten im vergangenen Jahr im Durchschnitt 2,99 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer die Sendung, so waren es in diesem Jahr bislang 3,08 Millionen (11,1 Prozent Marktanteil) - und das trotz einer starken Konkurrenz an zwei Terminen durch die Olympia- bzw. Fußballberichterstattung in anderen Programmen.

Die Bild-Zeitung gibt eine Kritik von Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) wieder.

Demnach habe die ARD nicht live übertragen, als sich der Bundestag im letzten Oktober zur konstituierenden Sitzung traf.

Richtig ist:


Die Sitzung wurde dreieinhalb Stunden lang live bei Phoenix, dem gemeinsamen Dokumentationskanal der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, und im Internet übertragen. Mit Hintergrundberichten und Interviews widmete sich Phoenix insgesamt fünf Stunden lang dieser Parlamentssitzung. Zudem berichtet das Erste immer wieder bei besonderen Anlässen live aus dem Deutschen Bundestag, zuletzt am 22. April von der Debatte zum Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr. Im Radio und im Livestream werden zudem fast alle Debatten des Deutschen Bundestages und etwa des NRW-Landtages live und auf Abruf zur Verfügung gestellt. Anfragen der ARD wegen Übertragung, zum Beispiel des Kundus-Untersuchungsausschusses, wurden vom Parlament übrigens abgelehnt.

Quelle: WDR.de