Eine chinesische Behörde, die die Einhaltung von Arbeitsvorschriften überwacht, hat Vorwürfe zurückgewiesen, in zwei Fertigungsstätten des taiwanischen Unternehmens KYE Systems würden Kinder ausgebeutet. Laut einem Bericht in People's Daily, Parteiorgan der Kommunistischen Partei Chinas, hat die Behörde in der südostchinesischen Stadt Dongguan aber eingeräumt, es würden in den dortigen Werken der Kunying Computer Products Company und Xieying Computer Products Company 385 Mitarbeiter im Alter von 16 bis 18 Jahren beschäftigt; 326 von ihnen seien nicht registriert. Insgesamt arbeiteten dort 4000 Menschen.

Bild: Nlcnet.org Das US-amerikanische National Labor Committee (NLC), das sich um die Arbeitsbedingungen in Unternehmen kümmert, die für US-amerikanische Unternehmen produzieren, hatte vorige Woche einen Bericht über angeblich menschenunwürdige Arbeitsbedingungen in den Werken in Dongguan vorgelegt. Dort werden unter anderem Computermäuse und Webcams für Microsoft gefertigt, daneben andere Hardware für weitere Auftraggeber. In dem Bericht hieß es unter anderem, KYE beschäftige bis zu 1000 "Aushilfen" im Alter von 16 und 17 Jahren. Sie arbeiteten mitunter in 15-Stunden-Schichten sechs oder sieben Tage die Woche. Einige Beschäftigte seien 14 oder 15 Jahre alt.

In dieser Hinsicht sei der NLC-Bericht nicht korrekt, schrieb die Zeitung. Nach chinesischem Recht dürften minderjährige Mitarbeiter eingestellt werden, wenn sie registriert werden. Der Arbeitgeber habe es aber verpasst, den Mitarbeitern eine Kopie ihres Arbeitsvertrags zu übergeben. Außerdem habe er sie zu Überstunden gezwungen. So hätten sie im März jeweils 280 Stunden gearbeitet, üblich seien aber 160 Stunden. Die Überstunden seien aber bezahlt worden. Die Bezahlung entspreche dem, was als Mindestlohn in Dongguan gezahlt werde. Die beiden Werke hätten zugesagt, den Monatslohn von derzeit 850 Yuan (rund 93 Euro) auf 920 Yuan (100 Euro) anzuheben.

Microsoft hatte kurz nach Veröffentlichung des Berichts angekündigt, den Vorwürfen nachzugehen. Dem NLC liegen nach eigenen Angaben Fotos aus den Werken vor, die unter anderem zeigen, wie die jungen Mitarbeiter während ihrer Pause am Arbeitsplatz schlafen. Außer den Minderjährigen würden ausschließlich Frauen im Alter von 18 bis 25 Jahren beschäftigt, da diese leicht zu disziplinieren seien. Sie würden vom Aufsichtspersonal sexuell belästigt. Die Mitarbeiter dürften während der Arbeitszeit nicht sprechen, keine Musik hören oder einen Waschraum aufsuchen.

14 Arbeiter müssten sich eine vom Arbeitgeber gestelltes, schmutziges Zimmer mit notdürftigen Betten teilen, heißt es weiter in dem Bericht. Zur Körperpflege stehe ihnen nur ein Wassereimer und ein Schwamm zur Verfügung. Der Stundenlohn betrage umgerechnet knapp 50 Euro-Cent, nach Abzug der Verpflegungskosten 39 Euro-Cent. Die KYE-Leitung habe behauptet, die Arbeitsbedingungen seien einwandfrei, das Unternehmen halte sich an die chinesischen Gesetze. Die jungen Frauen, die dort arbeiten, hätten die Fabriken aber als Gefängnisse bezeichnet. Es gebe kaum einen Menschen, der es dort länger als ein oder zwei Jahre ausgehalten hätte. Der von Microsoft, HP und dem Electronics Industry Council ausgegebene Verhaltenskodex habe keinerlei Auswirkung gehabt.

So wie nun Microsoft und HP ist der US-Konzern Apple im Juni 2006 in die Schlagzeilen geraten. Seinerzeit ging es um unmenschliche Arbeitsbedingungen bei der Produktion von iPods. Seitdem legt der Konzern jährlich einen Bericht über die Einhaltung von Arbeitsvorschriften und der den Auftragnehmern auferlegten Verhaltensmaßregeln vor. (anw)

Quelle: Heise.de