Ratlose Passagiere - Vulkanasche stoppt Flugverkehr in NRW
Kein Flugverkehr an den Flughäfen in Nordrhein-Westfalen: Wegen der Aschewolke aus Island wurden am Freitag (16.04.10) alle Flüge bis mindestens 14.00 Uhr gestrichen. Am Flughafen Düsseldorf bildeten sich lange Schlangen wartender Passsagiere.
Wann genau die Maschinen wieder starten und landen können, sei noch unklar, sagte ein Sprecher des Flughafens Düsseldorf am Freitagmorgen: "Das hängt vom Wettergott ab." Der Flugverkehr in Europa sei "sowas von durcheinander". Auch nach der Wiederaufnahme des Flugbetriebes könne es bis zu drei Tagen dauern, bis alles nach Plan laufe. Auch an den anderen nordrhein-westfälischen Flughäfen Köln/Bonn, Münster/Osnabrück, Dortmund und Paderborn-Lippstadt heben keine Maschinen ab.
Die Sperrung werde sich auf unbestimmte Zeit verlängern, sagte eine Sprecherin der Deutschen Flugsicherung. Wie sich der Vulkanausbruch weiter auswirken werde, könne vorerst nicht gesagt werden. Die riesige Aschewolke bewege sich nur sehr langsam und habe "krakenartige Auswüchse", so die Sprecherin. Seit 8.00 Uhr hat auch Deutschlands größter Flughafen in Frankfurt am Main den Betrieb eingestellt.
Lange Warteschlangen in Düsseldorf
Gestrichene Flüge in Düsseldorf
In Düsseldorf blickten wartende Passagiere am Freitagmorgen ratlos auf die Anzeigetafeln, auf denen vor allem ein Wort zu lesen war: "annulliert". Viele Urlauber fühlen sich schlecht informiert. "Naturkatastrophen passieren. Nur die Informationspolitik seitens des Flughafens und der Fluggesellschaft ist schlecht", sagte Michael Urner aus Bochum. Mit Freunden wollte er nach La Palma reisen und saß nun seit Stunden in der Abfertigungshalle auf gepackten Koffern. Die 22-jährige Studentin Sandra Koslik aus Düsseldorf bangte am Ende einer meterlangen Schlange um ihren Wochenend-Trip nach Paris: "Ich habe immer wieder bei der Hotline der Fluggesellschaft angerufen, aber da war ständig besetzt. Man hat das Gefühl, die sitzen zu zweit im Call-Center." Unterdessen informierten Lautsprecherdurchsagen über die Lage. "Die Aschewolke hat nun auch den Luftraum über Nordrhein-Westfalen erreicht."
Im Flughafen Köln/Bonn blieb am Freitagmorgen ein Chaos aus. Bereits am Donnerstag waren nach einem Vulkanausbruch auf Island mehr als 100 Flüge in NRW gestrichen worden.
Durchfliegen extrem gefährlich
Vor Wolken aus Vulkanasche haben Piloten größten Respekt. Sie zu durchfliegen sei "sehr gefährlich", sagte der Sprecher der Pilotenvereinigung Cockpit, Jörg Handwerg. Wenn ein Pilot versehentlich in eine solche Wolke gerate, "heißt es um 180 Grad wenden und nichts wie raus", sagte Handwerg, der selbst eine Boeing 737 steuert. Die Asche könne zu Triebwerksausfällen, Ausfällen der Messgeräte für Höhe und Geschwindigkeit sowie zerkratzten Fenstern führen.
Nach Segelflug Triebwerk neu gestartet
Der Grund ist insbesondere physikalischer Natur. Triebwerke benötigen zur Verbrennung des Kerosins Sauerstoff. In Wolken aus Vulkanasche gebe es aber nur sehr wenig Sauerstoff, sagte Odilo Mühling vom Münchener Triebwerkshersteller MTU Aero Engines. Fehle dem Triebwerk der Sauerstoff, komme es zu Verbrennungsstörungen und es gehe einfach aus. Passiert sei das bei zwei Vorfällen über Indonesien und Alaska in den 1980er Jahren. Die Maschinen des Typs Boeing 747 gerieten in Wolken aus Vulkanasche, alle vier Triebwerke fielen aus. Die Flugzeuge gingen zunächst in einen Segelflug über. Als sie aus der Aschewolke herausflogen, konnten die Piloten in beiden Fällen die Antriebe neu starten und sicher landen.
Nicht giftig
Immerhin: Laut Prof. Bernd Zimanowski vom Lehrstuhl für Physische Geographie der Universität Würzburg ist die Vulkanasche nicht gesundheitsgefährdend. Das sei nur möglich, "wenn wir wirklich sehr hohe Konzentrationen erhalten würden. Das ist aber hier überhaupt nicht zu erwarten. Da ist nix radioaktiv oder giftig. Das ist nicht toxisch." Möglich sei allerdings, dass in einigen Gebieten Deutschlands Asche zu Boden fällt. "Es kann sein, dass hier und da morgen die Autos staubig sind", sagte Zimanowski. "Das kennen wir aber auch, wenn wir Südwetterlage haben und ein Staubsturm in der Sahara stattfindet. Dann findet man morgens auch Saharastaub bei uns," ergänzte der Geophysiker.
Informationen zu Ankunft und Abflug auf NRW-Flughäfen sind im Videotext des WDR Fernsehens auf der Seite 559 zu finden.
Passagiere sollten sich vor ihrer Anreise zum Flughafen an ihren Reiseveranstalter oder die Fluggesellschaft wenden und erfragen, ob ihr Flug stattfindet.
Quelle: WDR.de