Zur besseren Bekämpfung von Online-Verbrechen haben die deutschen Kripo-Beamten erneut ihr Projekt für ein Notrufsystem im Internet ins Spiel gebracht. "Um die Internet-Kriminalität in den Griff zu bekommen und die Sicherheit für die Nutzer zu erhöhen, schlagen wir ein Notrufsystem im Internet, eine 110 im Netz, vor", sagte Klaus Jansen, Vorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Kriminalbeamter (BDK), der Rheinischen Post.
Dafür sei bereits – gemeinsam mit dem Deutschen Forum für Kriminalprävention – ein Projekt namens webpatrol erarbeitet worden. Internetnutzer hätten damit einen elektronischen Notrufknopf zur Verfügung. Surften sie auf einer verdächtigen Seite, müssten sie nur noch den Knopf anklicken und schon würden die Daten der Internetseite automatisch an eine Leitstelle gesendet, in der Experten die Sicherheit der Internetseite bewerten könnten. "So könnten beispielsweise Aufrufe zu einem Amoklauf oder kinderpornografische Inhalte frühzeitig gemeldet werden", sagte Jansen.
Zu den Partnern bei dem Projekt gehören T-Systems, Microsoft und das Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme (IAIS). webpatrol umfasst auch ein Informationsportal, das "zielgruppenorientiert" über Fragen der Sicherheit und des Verhaltens im Netz informieren soll, hieß es bereits Mitte vergangenen Jahres zu dem Projekt. Jansen forderte neben dem Einsatz von webpatrol, dass die Polizeidienststellen mit entsprechend ausgebildeten Internet-Polizisten ausgestattet werden müssten: "Notwendig sind speziell ausgebildete Cyber-Cops in jeder kriminalpolizeilichen Ermittlungsdienststelle."
Im Bundesinnenministerium seien die Vorschläge der Ermittler bekannt und würden diskutiert, erklärte das Innenministerium gegenüber der Rheinischen Post. Eine "abschließende Bewertung" gebe es aber noch nicht – das Projekt wurde vom BDK der damaligen Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen im Juni vergangenen Jahres vorgelegt. Der CDU-Politiker Wolfgang Bosbach, Vorsitzender des Innenausschusses des Bundestags, meinte nun zu dem erneuten Vorstoß: "Das ist eine Idee, die wir gründlich prüfen sollten. Das Internet ist kein rechtsfreier Raum. Was offline verboten ist, ist auch online verboten." (jk)
Quelle: Heise.de