Der niedersächsische Verfassungsschutz warnt vor einer Verlagerung der Aktivitäten von Rechtsextremisten im Internet: Immer öfter nutzten sie auch soziale Netze wie Schüler-VZ oder MySpace, in denen sie gezielt Jugendliche ansprechen können. Das berichtet die Hannoversche Allgemeine Zeitung (HAZ) in ihrer Wochenendausgabe.

"Unsere Möglichkeiten, dagegen vorzugehen, sind leider begrenzt", sagte Hans-Werner Wargel, Präsident des Landesamtes für Verfassungsschutz, der Zeitung. Die Aufklärungsarbeit für Eltern und Lehrer solle aber verstärkt werden. Noch vor der Sommerpause sollen Lehrer in einem Fortbildungsprogramm für die neuen Gefahren sensibilisiert werden. "Wir müssen ein Bewusstsein für dieses Problem erzeugen", sagt Wargel. Das Internet biete den Rechtsextremisten eine Chance zur ungehinderten Verbreitung ihrer Propaganda, wie es weder in seriösen Zeitungen noch im Fernsehen möglich sei. Oft sei es sogar ausdrückliches Ziel rechtsextremer Gruppen, ihren Nachwuchs in den Internet-Foren anzusprechen und zu gewinnen. Versuche, über die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien gegen rechtsradikale Einflüsse im Internet vorzugehen, seien oftmals ergebnislos, weil die Inhalte nicht jugendgefährdend sind, gleichwohl aber rassistisch und fremdenfeindlich.

Die Verfassungsschutzbehörden in Bund und Ländern gehen laut Wargel derzeit von etwa 1000 deutschsprachigen Internetseiten mit rechtsradikalen Inhalten aus. Andere Schätzungen sprächen gar von 1700 Seiten. Viele Provider seien ohne Probleme bereit, nach entsprechenden Hinweisen diese Seiten zu löschen. Zunehmend gingen die Rechtsextremisten aber dazu über, sich in die von Jugendlichen genutzten Internet-Foren einzuschalten.

Der zunehmenden Internet-Präsenz der Rechtsradikalen steht eine Abnahme der Mitgliedschaft in rechtsextremistischen Gruppen gegenüber. "Leicht rückläufig" seien die Mitgliederzahlen der NPD und anderer rechtsradikaler Parteien und Organisationen. Neben den Aktivitäten im Internet beklagt der Verfassungsschutz noch einen anderen Trend, mit dem sich Rechtsradikale gerade an Kinder und Jugendliche wenden: das Verschenken von Schulhof-CDs und die Herausgabe von Schülerzeitungen. (cp)

Quelle: Heise.de