Die Überwachung der Internet-Kommunikation ist ein florierendes Geschäft, vor allem in autoritären Staaten. Doch wer entwickelt und implementiert solche Systeme, und wie funktionieren sie? Technology Review bringt in seiner Online-Ausgabe nun einen Blick hinter die Kulissen: Ein auf Lauschsysteme spezialisierter IT-Berater verriet dem Magazin, wie die Abhör-Industrie und ihre Auftraggeber ticken.

Der Experte, der mit der Redaktion unter Zusicherung seiner Anonymität sprach, verbrachte mehrere Monate im Mittleren Osten damit, ein Überwachungssystem zum Laufen zu bringen. Er erläutert, wie das "Monitoring Center" funktioniert, die zentrale Anlage zur Überwachung des Internets in diesem arabischen Land – eine Light-Version der "großen chinesischen Internet-Mauer", wenn man so will. Hier wird allerdings nicht blockiert, sondern nur gelauscht: Der Datenverkehr wird mitgeschnitten, gespeichert und bei Bedarf an Polizei, Justiz oder den Geheimdienst übergeben. Dabei hält man sich streng an die Buchstaben des Gesetzes und arbeitet im Dienste des "Krieges gegen den Terror".

"Lawful Interception" nennt sich der Fachbegriff dafür – legale Überwachung. Das macht inzwischen kein Staat mehr selbst, erläutert der Experte, sondern kauft diese Dienstleistung bei großen internationalen Herstellern ein, die ihre Systeme nur noch an die jeweiligen "legal requirements" eines Landes anpassen müssen. Dabei läuft nicht immer alles nach Plan: "Das Projekt hatte ursprünglich eine Laufzeit von fünf Jahren, war aber, als wir einstiegen, bereits zwei Jahre überzogen. Das bedeutete, der US-Hersteller musste Vertragsstrafe zahlen – mehr als 1000 Dollar pro Tag. Und er wurde von den Arabern gezwungen, sich externe Berater zu holen."

Quelle: Heise.de