Bereits Mitte September vergangenen Jahres hatte Kabel Deutschland (KDG) angekündigt, künftig auch Fernseher und Stand-alone-Receiver mit dem Zugangssystem CI-Plus als offizielle Empfangsgeräte für sein verschlüsseltes Digital-TV-Angebot zu akzeptieren. Hierbei wird ein sogenanntes CI-Plus-CAM (Conditional Access Module) samt gültiger KDG-Abokarte in den CI-Slot (Common Interface) des Empfangsgeräts geschoben.
Nun bestätigte Deutschlands größter Kabelnetzprovider gegenüber heise online Medienberichte, wonach ein Test mit einem entsprechenden CI-Plus-CAM begonnen habe. Laut KDG-Sprecherin Joyce Mariel nehmen daran Mitarbeiter des Providers, Beschäftigte einiger TV-Geräte-Hersteller sowie eine ausgewählte Gruppe von Kunden teil. Getestet werden soll laut Mariel die Funktionalität und die Benutzerfreundlichkeit des Moduls.
Der Marktstart des CI-Plus-Moduls ist laut Kabel Deutschland für das erste Halbjahr – und damit vor der Fußball-WM im Sommer – geplant. Mit diesem könnten beispielsweise Besitzer aktueller Fernseher mit eingebautem Kabeltuner (DVB-C) und CI-Plus-Slot ein Digital-TV-Abo bei KDG abschließen. Bislang mussten sie laut den Allgemeinen Geschäftsbedingungen des Providers beim Vertragsschluss den Besitz eines zertifizierten Receivers nachweisen. Als Notlösung schafften sich einige Anwender bislang sogenannte Alibi-Receiver mit Zertifizierung an und setzten die Abokarte (Smartcard) mittels eines Alphacrypt-CAMs (Conditional Access Module) in Fernsehgeräten und Receiver mit Common Interface (CI) ein – was in jüngerer Vergangenheit aber dadurch erschwert wurde, dass dem Alphacrypt-Hersteller Mascom die Unterstützung bestimmter KDG-Karten gerichtlich verboten wurde.
Laut Kabel Deutschland läuft der Test noch bis Mitte April. Das Modul wird dann voraussichtlich ab Mai direkt vom Provider zu einem noch nicht genannten Preis angeboten. Dieser dürfte zwischen 50 und 100 Euro liegen. Darin wird auch eine Smartcard enthalten sein. Die aktuellen KDG-Abokarten lassen sich mit dem neuen Modul nicht einsetzen, da sie mit dem Verschlüsselungssystem Nagravision arbeiten. Bei seinem CI-Plus-Modul setzt KDG hingegen Videoguard von NDS ein. Für Videoguard ist bislang kein offizielles CAM verfügbar, ein legales Modul ohne CI-Plus-Sicherung dürfte auch in Zukunft nicht angeboten werden.
In die Kritik war das Zugangssystem vor allem dadurch geraten, dass es die Steuerung von CI-Plus-Recordern (Receivern mit Aufnahmemöglichkeit) durch die Programmanbieter erlaubt. So könnten Sender über Flags im TV-Datenstrom beispielsweise bestimmen, welche Aufnahmen aufgezeichnet werden dürfen und welche nicht. Ebenso ließe sich festlegen, wie lange sich ein Mitschnitt anschauen lässt. CI-Plus war in der jüngeren Vergangenheit zudem häufig in einem Atemzug mit dem kommenden kostenpflichtigen HDTV-Angebot HD+ des Satellitenbetreibers Astra genannt worden. Tatsächlich soll es nach Darstellungen von Astra CI-Plus-CAMs für Fernseher mit integriertem Sat-TV-Receiver (DVB-S2) und CI-Plus-Slot geben – die bislang allerdings eher selten anzutreffen sind. Die an HD+ beteiligten Sendergruppen RTL und ProSiebenSat.1 wollen jedoch nach aktuellem Stand keine Aufnahmen auf CI-Plus-Recordern zulassen, da der CI-Plus-Standard (bislang) keine Möglichkeit bietet, um den Anwender bei der Wiedergabe von Mitschnitten davon abzuhalten, über Werbung hinwegzuspulen. RTL hält eine entsprechende Erweiterung der CI-Plus-Spezikation nach eigenen Aussagen für "wünschenswert". (nij)
Quelle: Heise.de