Die Datenschützer müssen in Zukunft gewandt, gewitzt und im multikulturellen Dialog auf die zahlreichen Herausforderungen reagieren, die dem Datenschutz durch die sozialen Netzwerke entstehen. Sie müssen dabei lernen, auch abseits der eingefahrenen Gleise zu denken. Zur 10-jährigen Feier der International Association of Privacy Professionals (IAPP) hat die Dachorganisation der Datenschützer ein Grundsatzpapier veröffentlicht: A Call for Agility: The Next-Generation Privacy Professional (PDF-Datei). Es macht klar, wie wichtig Datenschutz in Zukunft sein kann. Der Aufruf zur Phantasie wird von Evgeny Morozov unterstützt, der in einem Artikel für die FAZ unterstreicht, dass Datenschutz lebensrettend sein kann.
Das Grundsatzreferat zur Feier der IAPP im Presseclub von Washington hielt Jennifer Stoddart, die oberste kanadische Datenschützerin. Sie forderte die Versammlung auf, sich jenseits der gesetzlichen Vorgaben Gedanken über die Anforderungen an einen zeitgemäßen Datenschutz zu machen. Stoddart ist Mitautorin des "Calls for Agility", in dem eine neue Rolle der Datenschützer beschrieben wird. Soziale Netze, elektronische Patientenakten, smarte Geräte, die ihre Nutzer ausforschen, genetische Tests und das Cloud Computing würden die Schützer der Privatsphäre vor neue Herausforderungen stellen, so der Aufruf. Wer sich in dieser Situation allein an die hergebrachten und gesetzlich fixierten Normen von Datenschutz halte, habe angesichts der dynamischen Entwicklung schon verloren. Die Datenschützer der Zukunft müssten in ständigem agilen Dialog mit den Nutzern der neuen Möglichkeiten immer darauf achten, dass die Freiheit des Einzelnen gegenüber den Begehrlichkeiten von Staat und Wirtschaft geschützt bleibt.
In seinem FAZ-Artikel "Vorsicht, Feind hört mit" schildert der weißrussische Politologe Evgeny Morozov, wie soziale Netzwerke von Geheimdiensten und Diktatoren genutzt werden, um Dissidenten aufzuspüren oder sie über diskriminierende Kommentare zu neutralisieren. Gegenüber dem Ansinnen der Netzwerkapologeten, dass der Datenschutz eine überholte Ideologie ist und Datenschützer dementsprechend obsolet sind, erklärt Morozov kategorisch: "Datenschutz kann Leben retten". (Detlef Borchers) / (jk)
Quelle: Heise.de