Perfekte Athleten dank findiger Manipulation des Erbguts: Ob auch in Vancouver Höchstleistungen durch Gendoping erbracht wurden, ist bislang nicht nachweisbar. Die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA arbeitet jedoch fieberhaft an einem Universaltest, der mit Hilfe der Genanalyse jeglichen unerlaubten Leistungsverstärkern auf die Spur kommt. Das berichtet Technology Review in seiner März-Ausgabe (seit heute am Kiosk oder portokostenfrei online zu bestellen).

"London 2012, das ist unser ehrgeiziges Ziel", sagt Theodore Friedmann, Gentechnikexperte der WADA. Dann soll das olympische Labor zunächst über eine Reihe standardisierter Verfahren verfügen, die Athleten mit getunten Genen anhand von Blutproben entlarvt. Dabei geht es nicht nur um einzelne Tests gegen konkrete DNA-Präparate. Das große Ziel ist, jeglichen Eingriff ins Sportler-Erbgut überführen zu können.

Eines der neuen Verfahren, die Manipulationen am Erbgut nachweisen sollen, stammt aus dem DNA-Labor von Perikles Simon. Der Tübinger Sportmediziner hat eine molekularbiologische Nagelprobe entwickelt, mit der sich im Labor gebaute Gene von natürlichen unterscheiden lassen: Während der DNA-Code eines körpereigenen Gens Einschübe enthält, die für den Bau des zugehörigen Proteins nicht wichtig sind, sind künstliche Gene frei von solchen Unterbrechungen. Hier dient jeder einzelne DNA-Baustein unverzichtbar der Produktion des kodierten Proteins. Die Methode ist so empfindlich, dass sie manipulierte DNA schon aus wenigen Zellen des Sportlers nachweisen kann.

Parallel dazu schicken sich die WADA-Experten an, das gesamte Wettrennen um Leistungsbetrug – ob genetisch oder nicht – ein für allemal für sich zu entscheiden. "Wir suchen etwa bei der DNA von Blutplättchen nach Veränderungen, die uns eindeutig verraten, dass ein Athlet gedopt hat – unabhängig davon, wie er das gemacht hat", sagt Jim Rupert von der Universität von British Columbia im kanadischen Vancouver. Diese Informationen will der Mediziner in den sogenannten Genaktivitätsmustern der Sportler finden: So wie beispielsweise das Myostatin-Gen nicht nur für sich arbeitet, sondern mit anderen Genen in dem fein abgestimmten Orchester für Muskelwachstum und Muskelkraft spielt, so werden auch andere athletisch relevante Eigenschaften – wie Ausdauer, Schnellkraft und Regenerationsvermögen – von Genorchestern mit exakten Partituren gesteuert. Indem man ihre Akkorde aufzeichnet und ermittelt, welche Gene zu welchem Zeitpunkt einstimmen oder verstummen und wie häufig ihre Noten abgelesen werden, will Rupert unterscheiden lernen, ob jemand von Natur aus ein außergewöhnliches sportliches Talent besitzt oder ob Gene über ein natürliches Maß hinaus aktiv sind. 




Quelle: Heise.de