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Biokohle als Klimaretter
Die Republik Malediven, so will es ihr Präsident, soll bis zum Jahr 2020 vollkommen CO2-neutral sein. Und der Inselstaat im Indischen Ozean hat gute Gründe, beim Klimaschutz den Vorreiter zu geben: Der größte Teil seiner Landfläche liegt nicht mehr als einen Meter über dem Meeresspiegel. Wenn der steigt, geht das Land unter. Um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen, will die Regierung das Kohlendioxid, das ihr Land ausstößt, einfangen – und zwar mit Kokosnüssen, berichtet Technology Review in seiner Online-Ausgabe.
Was wie ein Schildbürgerstreich klingt, markiert nichts Geringeres als die Geburt einer neuen Industrie. Überall auf der Welt treten plötzlich Firmen mit dem Versprechen an, Biomasse wie Rasenschnitt, Biertreber, Hühnermist, Kokosschalen oder auch ganze Wälder in sogenannte Biokohle zu verwandeln und damit den Kohlenstoff dauerhaft zu binden.
Überlässt man das tote Pflanzenmaterial sich selbst, machen sich im Nu Mikroorganismen darüber her, zersetzen es und verwandeln es schließlich in Kohlendioxid. Es befeuert den Klimawandel genauso wie Autos, Schiffe, Flugzeuge oder all die anderen Transportmittel, die fossile Energie in Vortrieb verwandeln. Bei der Verkohlung wird jedoch weitaus weniger Kohlendioxid freigesetzt als beim Verbrennen oder beim Verrotten der Abfälle. 50 Prozent des Kohlenstoffs aus dem Ausgangsmaterial – je nach Methode sogar noch mehr – bleiben in der Kohle gebunden.
Die Befürworter sehen bereits "die schwarze Revolution" heraufziehen. Es sei an der Zeit, "die mächtigste Atmosphärenreinigungsmaschine, die wir besitzen", zu starten, sagt der australische Umweltschützer Tim Flannery. Als Professor für Umweltwissenschaften lehrt er an der Macquarie University in Sydney und ist Vorsitzender des Copenhagen Climate Council, das für wirksame und endlich verbindliche Regelungen zum Klimaschutz wirbt.
Quelle: Heise.de