Machen Sie Ihren PC schneller, sauberer, sicherer: Anbieter von Online-Tuning-Tools versprechen mehr Leistung für Ihren PC - schnell und einfach. Aber was bringen solche Dienste eigentlich?
Wer die Suchmaschine Google zum Thema PC-Leistungsoptimierung befragt, findet schnell Links zu Online-Angeboten, die einen einfachen und schnellen Performance-Schub versprechen. Ein prominentes Angebot stellt die Webseite PCPitstop.de zur Verfügung. Sie laden sich ein kleines Programm herunter (~500 KByte), das nach dem Start Ihren Rechner nach unnützen Dateien, alten Registrierungeinträgen und überflüssigen Autostart-Einträgen durchsucht. Darüber hinaus schlägt das Tool einige Einstellungen für System und Browser vor, die Ihre Internetverbindung beschleunigen sollen.
Erst zahlen - dann säubern
Das Problem: Die gefundenen "Mängel" werden Ihnen zwar angezeigt. Für die Beseitigung müssen Sie allerdings eine Lizenz des Tools erwerben. Stolze 30 Euro sollen Sie zahlen, um das Produkt auf bis zu fünf Rechnern nutzen zu können. Bleibt die Frage, was Sie für Ihr Geld erhalten. Das Programm leert für Sie den Papierkorb, temporäre Daten und den Browser-Cache. Außerdem will es bereitwillig Informationen aus den Systemordnern C:\Windows\$NTUninstall verschwinden lassen. In diesen Ordnern legt Windows Informationen zu installierten Updates und ServicePacks ab. Sofern Ihr Rechner während der Benutzung des Optimierers problemlos funktioniert, ist das Löschen der Ordner zwar prinzipiell ungefährlich. Eine Aufklärung, dass Sie installierte Updates und ServicePacks nach dem Löschen nicht mehr über die Windows-Systemsteuerung entfernen können, erhält der Nutzer aber nicht. Ganz abgesehen davon erhalten Sie durch diesen Trick zwar etwa 250 MByte Festplattenplatz zurück. Eine Leistungssteigerung bedeutet dies aber nicht. Brauchbarer ist die Überprüfung der Autostart-Einträge.
Zu wenig Aufklärung bieten auch die Tuning-Tipps: Ohne jedwede Erklärung aktiviert das Tool das HTTP-Pipelining im Firefox-Browser und setzt Werte für die maximale Anzahl gleichzeitiger Verbindungen zu Servern. Dass je nach Rechner und vorhandener Internet-Verbindung sehr unterschiedliche Werte korrekt sein können, scheint das Tool nicht zu berücksichtigen. Die "Leistungssteigernden Tricks" bestehen in unserem kurzen Test darin, den Zeitstempel bei Dateizugriffen nicht setzen zu lassen, und die Verzögerung für die Menü-Anzeige zu verringern. Zwar kann der Verzicht auf Zeitstempel bei Anwendungen, die mit vielen Dateien arbeiten, die Leistung zwar tendenziell steigern. Aber auch hier wäre eine Erklärung der Funktion wünschenswert gewesen. Einige Anwender und bestimmte Programme könnten auf korrekte Zeitstempel angewiesen sein.
Insgesamt lassen sich dem Tool zwar keine böse Absichten unterstellen. In puncto Leistungssteigerung dürfen sich Anwender aber keine allzu großen Hoffnungen machen. Zudem erledigen Freeware-Tools die gleiche Arbeit kostenlos.
Totales Tempo - oder totaler Unsinn?
Deutlich unseriöser wirkt das derzeit auch im TV beworbene Produkt PC SpeedScan, das über die Webseite totalestempo.de angeboten wird. Auch hier gilt: Ein Scan des PCs ist kostenlos, die Beseitigung berichteter Probleme dagegen kostenpflichtig (30 Euro). Der angepriesene PC-Beschleuniger macht sich schon bei der Installation des Clients unbeliebt. Satte 12 MByte reserviert sich das Tool auf der Festplatte. Ganz abgesehen davon weist Avira AntiVir die im Download enthaltene Programmbibliothek AscConTest.dll als Malware (TR/BOH.acvs) aus. Und da dies dem Tool offenbar noch nicht reicht, richtet es im Autostart gleich zwei Programme ein, die bei jedem Rechnerstart aktiv werden.
Nach einem Scan berichtet das Programm von unzähligen Fehlern, die es größtenteils mit der Bezeichnung "Schwerwiegend" (rotes Ausrufezeichen) markiert. Bei den gravierenden Fehler handelt es sich vor allem um Zuordnungen von Programmen zu Dateiendungen. Nach einer Reinigung würde so schlimmstenfalls eine MP3-Datei nicht mehr per Doppelklick mit dem gewählten MediaPlayer starten. Vor allem für unerfahrene Nutzer ist dies aber ärgerlich.
CHIP Online meint:
Bei einem zeitgemäßen Rechner gibt es kaum Gründe für obskure Tuning-Maßnahmen. Selbst wenn das Tool von PCPitstop.de Ihren Rechner nicht beschädigt, eine Leistungssteigerung, die eine Investition von 30 Euro rechtfertigen würde, können wir nicht erkennen. Beiden Tools mangelt es an ausreichenden Erklärungen für vorgeschlagene Maßnahmen. Und der PC SpeedScan, der unseren Rechner bereinigen sollte, bewirkt durch nette Autostart-Einträge eher das genaue Gegenteil. Setzen Sie für normale Tuning-Maßnahmen besser auf die Windows-Bordmittel Datenträgerbereinigung und Defragmentieren. Wer seinen Rechner mit tiefen Eingriffen in Browser oder Registrierungdatenbank weiter an den eigenen Bedarf anpassen will, sollte sich vorher über die genaue Wirkungsweise der Tipps informieren. (mar)
Quelle: Chip.de