Wer mit dem Zug aus NRW nach Berlin will, braucht viel Zeit und gute Nerven. Zwei Entgleisungen innerhalb von 36 Stunden sorgen für große Behinderungen. Der Fernverkehr rollt nur langsam wieder an, Busse ersetzen den Nahverkehr.


Entgleister Zug bei Vennebeck

Nach dem zweiten Zugunglück innerhalb von 36 Stunden auf der Ost-West-Strecke zwischen dem Rheinland und Berlin läuft zumindest der Fernverkehr langsam wieder an. Bereits am Mittwochabend (06.01.10) war eines von vier Gleisen an der Unfallstelle in Vennebeck nahe Minden freigegeben worden. Dort waren am Mittwoch gegen 16 Uhr drei Waggons eines leeren Kohle-Güterzugs entgleist. Verletzt wurde niemand.

Auch die Unfallstelle in Neubeckum, wo am Dienstagmorgen neun Waggons eines Güterzüges aus den Schienen gesprungen waren, ist nach Bahnangaben seit Donnerstagmorgen (07.01.10) für Fernzüge wieder passierbar. Allerdings müssten sich die Züge ein Gleis teilen und könnten nur abwechselnd in Nord- beziehungsweise Südrichtung fahren, so ein Bahnsprecher. Bahnreisende im Fernverkehr müssten sich auf Verspätungen zwischen 15 Minuten und einer Stunde einrichten. Im Nahverkehr kommt es jedoch weiter zu großen Behinderungen. Sowohl zwischen Hamm und Neubeckum als auch zwischen Vennebeck und Löhne werden Ersatzbusse eingesetzt.

Unfallursache unklar

Wie es zu der zweiten Entgleisung kam, die sich auf derselben Strecke, hundert Kilometer nordöstlich von der ersten Unglücksstelle, ereignete, steht nicht fest. "Die Ursachen sind zurzeit noch völlig unklar", sagte ein Bahnsprecher am Mittwoch (06.01.10) WDR.de. Die Bergungsarbeiten, die nachts gestoppt worden waren, liefen am Donnerstagmorgen wieder an. Das Wetter behindere allerdings die Arbeiten, so ein Sprecher. An der Unfallstelle liegen mehrere Zentimeter Neuschnee. Nach Informationen von WDR.de ist der Zug wieder vollständig auf eines der vier Gleise gesetzt worden. Die sichtbaren Schäden an Waggons und Oberleitungen seien gering. Mitarbeiter von Bahn, Bundespolizei und Eisenbahnbundesamt untersuchten am Donnerstagmorgen die Unglücksstelle, in deren Nähe sich eine Weiche befinden soll.

Zwei Entgleisungen und viele Auswirkungen


Von der erneuten Störung war der Fernverkehr von Köln in Richtung Berlin betroffen. ICE auf der Strecke Köln-Berlin fielen komplett aus oder hatten große Verspätungen, die bis zu zwei Stunden betrugen. Der Bahnhof Bielefeld ist weiterhin nicht per Fernzug erreichbar, die Züge auf den Strecken Köln-Berlin und Köln-Leipzig werden über Münster umgeleitet. Auch am Donnerstag müssen Reisende mit Verspätungen rechnen, die da Strecke immer wieder gesperrt wird, um Material und Bergungswerkzeuge zu transportieren und installieren.

Ein Bahnsprecher teilte mit, dass die Bahn über ausreichend schweres Gerät, Schienenkräne und Spezialpersonal verfüge, um an beiden Stellen gleichzeitig zu arbeiten. Sicher sei jedoch, dass die Auswirkungen für den Bahnverkehr in Form von Verspätungen noch mehrere Tage zu spüren sein würden, denn selbst nach Abschluss der Reparaturen müssten die Züge noch langsamer als normal fahren: "Eine neue Weiche muss zum Beispiel erst mal justiert und vorsichtig belastet werden", so der Sprecher.

Untersuchungen des Eisenbahnbundesamts



Bahnverkehr nach Unglück stark beeinträchtigt

Das Eisenbahnbundesamt untersucht seit Mittwoch in Hagen mehrere der Waggons, die in Neubeckum entgleisten. Der Bericht werde in einigen Tagen erwartet, sagte ein Bundespolizei-Sprecher in Münster. Auch in Vennebeck wurden Ermittlungen aufgenommen. Der Schaden beläuft sich voraussichtlich auf mehrere Millionen Euro.

Quelle: WDR.de