Wenn sich mit Muskeln bepackte, scheinbar hirnlose Neandertaler prügeln, dann ist das keine Szene aus der grauen Vorzeit, nein, das mögen auch die Neandertaler der Neuzeit nur zu gern. Wenn es um Wrestling geht, dann strömen die Menschen in den USA in die großen Hallen. Und auch in Deutschland erfreut sich diese Leibesertüchtigung immer größerer Beliebtheit. Allerdings bleibt die Show-Sportart deswegen dennoch ein Hort für Neandertaler, wenn man sich auf das simple Niveau von Legends of Wrestlemania herablassen will.
Selbst für Neandertaler ein wenig dürftig
Wer sich das Wort „Legends“ nicht erklären kann, weil er das Hirn eines Neandertalers hat: Gemeint sind die Legenden, die Helden aus den vergangenen Tagen des Wrestlings. Die vergangenen Tage, das sind die 80er und 90er, in denen ein heute noch bekannter Hulk Hogan in diesem Sport das Maß aller Dinge war. Aber nicht nur er, sondern eine unglaublich große Anzahl alter Recken hat es ins Spiel geschafft. Wir finden also viel Nostalgie, aber – und das ist der erste Kritikpunkt – wenig Auswahl bei den Modi. Grundsätzlich können wir zwischen dem Showkampf und den Spielmodi wählen – warum es dafür zwei Punkte gibt, wissen wohl nur Neandertaler.
Hinter den Spielmodi verbergen sich dann drei weitere Punkte: der „Legend Killer“, die „Wrestlemania-Tour-Modus“ und die „Hall of Fame“. Letztgenannte ist gar kein Modus, sondern nur die Ruhmeshalle mit zahlreichen Statistiken. Bleiben zwei Modi, von denen der Legend Killer so aufregend wie eine Rosamunde Pilcher Verfilmung ist: Zehn Kämpfer müssen der Reihe nach besiegt werden, ohne dass dabei ein roter Faden, eine Handlung, eine Geschichte oder irgendeine Form der Erklärung auftauchen würde. Gut, wir Neandertaler sind meistens anspruchslos, aber das ist dann doch ein bisschen dürftig.
Etwas mehr gibt es dann beim Tour-Modus – ohne, dass dabei eine Tour gestartet werden würde: Nacherleben, neu schreiben oder neu definieren sind die Schlagworte. Entweder ihr spielt einen der früheren Kämpfe nach und erfüllt dabei alle vorgegebenen Ziele oder ihr schreibt die Geschichte vollkommen neu oder spielt einen neuen Kampf mit veränderten Regeln und Kämpfern. Der Schwierigkeitsgrad ist in vier Stufen frei wählbar, für Einsteiger und Fortgeschrittene ist das gut abgestimmt.
Hau drauf, hau einfach drauf
Gut, wenn die Auswahl der Modi schon so beschränkt ist wie der geistige Horizont eines Neandertalers, dann sieht es vielleicht im Gameplay anders aus? Nein, das tut es eben nicht. Oh, es ist beileibe nicht so, dass die Steuerung uns keine Auswahl ließe, im Gegenteil: Es gibt Griffe und Würfe – und auch Schläge und Tritte. Im Kampf läuft es aber immer so ab, dass die Griffe und Würfe erst nach einer ganzen Reihe von Schlägen und Tritten anzuwenden sind. Unterm Strich verkommt das Wrestling also mehr zu einer Prügelei ohne großen spielerischen und taktischen Tiefgang. Aber was will ein Neandertaler auch mehr? Nett ist es, dass ich durch das Gewinnen der Kämpfe Original-Videos aus der Zeit der Neandertaler, Quatsch, aus den 80er und 90er Jahren freischalte – allein die Frisuren sind es wert, mal gesehen zu werden. Viel mehr bietet das Spiel aber auch nicht.
Da nützt es auch nichts, dass ich beim Legend Killer nur mit einem selbst erstellten Kämpfer starten kann, der sich über Erfahrungspunkte langsam aufleveln lässt. Da nützt es auch nichts, dass ich im Erstellen-Modus neben einem eigenen auch ein eigenes Move-Set basteln kann, dass ich mir ein Tag-Team zusammenstellen darf, dass ich sogar Daten von Smackdown vs RAW 2009 importieren kann und so mit aktuellen Superstars oder auch früher erstellten Recken in die Vergangenheit reisen kann. Das nützt alles nichts, es fehlt dem Spiel einfach an Tiefgang. Es wäre leichter, in einer Pfütze zu ertrinken, als mit dem Wrestlemania langfristig Spaß zu haben. Die Betonung liegt auf langfristig.
Zählen sie doch mal die Pixel...
Grafisch schwankt das Geprügel zwischen mittelprächtig und katastrophal. Die Clippingfehler im Ring sind übel, die Animationen und die Kämpfer selbst sind in Ordnung. Die Darstellung der Zuschauer ist hingegen selbst für die Verhältnisse der Neandertaler, die sich vor 24.000 Jahren mit ihren Computern schlugen, eine absolute Frechheit. Die Fans kommen auch akustisch nicht gut rüber, der Sound im Ring ist minimalistisch und nicht nervig. Immerhin. Außerdem gibt es eine umfangreiche Bibliothek an Einzugsmelodien und Musiken, die weit über das Getrommel grauer Vorzeit hinausgeht. Insgesamt ist das aber zu wenig, um so einen Titel auf ein Niveau zu bringen, das ihn von anderen seines Genres abhebt.
Ach ja, es gibt für die vernetzten Neandertaler auch einen Online-Modus, der sich allerdings auf Ranglisten-Spiele beschränkt und damit ebenfalls extrem flach bleibt. Wie eben die Stirn eines Neandertalers.
- Trailer -
Legends Killer Mode (3:24) Alle Trailer
Aber die schmale Modus-Auswahl ist schon enttäuschend...
...und am Ende ist es besser, mal aus dem Ring zu steigen.
Bewertung:
Ja, so waren die alten Wrestling-Zeiten: Wilde, sehr seltsame Frisuren, unvergessen auch der hässliche, aber kultige Schnurrbart von Hulk Hogan. So weit, so gut, das transportiert Legends of Wrestlemania perfekt in die Neuzeit, der Rest bleibt jedoch – vor allem spielerisch – irgendwo im Neandertal hängen.
Die magere Auswahl der Spielmodi und das extrem flache Gameplay kosten ein immenses Maß an Punkte. Wer mal virtuellen Sichtkontakt mit der Wrestling-Vergangenheit aufnehmen will, der kann das hier tun, darf aber nicht viel erwarten.
Mein Empfehlung für die Fans des Genres: Warten, bis sich der Preis auf ein erträgliches Maß senkt. Bis dahin gibt es mit Smackdown vs RAW eine deutlich bessere Alternative.
Gesamt 65
Präsentation 13
Handhabung 16
Gameplay 11
Atmosphäre 13
Motivation 12
Multiplayer 13
Schwierigkeit normal
Weitere Bewertungen
65% bei IGN
50% bei Gamespot.com
Test von Armin Sengbusch / 26.03.2009
Quelle: GameCaptain.de