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Das Werbe-Virus
Von Helene Pawlitzki
"So wach warst du noch nie" lautet der Slogan eines Zwanzigsekunden-Spots, der Kaffee in der Dose bewirbt. Er findet sich auf vielen Videoportalen im Internet. Und das ist kein Zufall.
Eine idyllische Wiese, Blumen blühen, der Himmel ist blau. Ruhe und Frieden. Plötzlich springt eine fiese Fratze ins Bild, der Zuschauer zuckt zusammen - und schickt den Link zu diesem Video weiter, damit sich Kollegen, Freunde und Bekannte auch mal so richtig erschrecken.
Clips wie dieser finden sich unter anderem auf FUNNY-VIRALS.DE - FUNNY VIRALS, einem Online-Portal für Videos. Betrieben wird es von Uli Schulze aus Paderborn. Viele seiner Clips kommen von Marketingagenturen, die dafür bezahlen, dass ihr Material verbreitet wird - so auch der Kaffee-Clip. Eine Platzierung als "Video der Woche" kostet bei Uli Schulze 350 Euro. "Wenn der Clip gut gemacht ist, haben ihn nach vier Wochen hunderttausende User gesehen", sagt der Webmaster. "Er muss halt einen Lacheffekt auslösen oder so ein 'Uh, das hat jetzt bestimmt weh getan'. Irgendwas, was man sich gerne anguckt und vor allen Dingen weiterschickt."
Damit dieser Effekt eintritt, muss der Clip gut gemacht sein. "Werbung, die man gerne sieht und gerne weitergibt", nennt Martin Dräger sein Metier. Er ist Geschäftsführer von DSG Dialog Solutions in Hamburg, einer Agentur, die virale Marketing-Kampagnen entwickelt und betreut. "Viral" deshalb, weil sich die Clips, Audios oder Bilder möglichst von selbst weiterverbreiten sollen - wie ein Virus von Nutzer zu Nutzer.
Auch DSG arbeitet mit Uli Schulze zusammen. Die Agentur liefert Clips an ihn und an viele andere Foren, Communities - oder eben Videoportale wie zum Beispiel YouTube. Seit 2005 gibt die Plattform mit dem Slogan "Broadcast Yourself (dt.: Strahl dich selbst aus)" jedem die Möglichkeit, mit selbstgedrehten Videos an die Öffentlichkeit zu treten. Neben solchen Amateurproduktionen gibt es bei YouTube, das seit 2006 zum Google-Konzern gehört, auch viele Virals zu sehen - nicht selten ganz weit oben auf der Liste der meistgesehenen Videos. Verdrängen die professionell gemachten Clips die Inhalte der User?
Henning Dorstewitz, Sprecher von Google Germany, sieht darin kein Problem. "Wir beobachten ganz klar, dass der Trend zu viraler Werbung zu- und nicht abnimmt. Aber wir stellen unser Angebot deswegen nicht um. Die Videos unserer Nutzer stehen weiterhin im Vordergrund. Was die absoluten Klickzahlen betrifft, sind Profi-Clips in der Unterzahl." Sicher ist: Wenn ein Viral richtig einschlägt und einen großen Beliebtheitsgrad hat, erscheint es früher oder später auch bei YouTube - eingestellt von einem Nutzer, der es so richtig klasse fand. Und dann ist die Strategie der Agentur aufgegangen.
Ob das im Einzelfall funktioniert, können die Agenturen durch das sogenannte Tracking feststellen. DSG kann nach eigenen Angaben nicht einfach nur herausfinden, wie oft das Viral angeklickt wurde. Die Agentur liefert dem Marketing-Kunden auch eine Rückmeldung darüber, woher der Nutzer kam, wann er das Viral geöffnet, ob er es bis zum Ende betrachtet und wie er darauf reagiert hat - ob er beispielsweise danach eine Website besucht hat, die mit dem Inhalt der Kampagne zusammenhängt.
Zusätzlich kann DSG feststellen, wie das Viral die Meinung des Konsumenten beeinflusst hat. Dazu stellt die Agentur fest, wo Diskussionen über die Kampagne stattgefunden haben, wie viele Teilnehmer es gab und was die generelle Meinung zum Inhalt des Virals war. Wie das technisch genau funktioniert, gibt DSG nicht so ohne weiteres Preis. Auf eins legt Geschäftsführer Martin Dräger jedoch großen Wert: "Wir sehen nicht, wer was wem schickt, und wir halten uns an die Datenschutzbestimmungen."
Doch Datenschutzverstöße sind nicht die einzige Sorge der Viralmarketing-Kritiker. Sie befürchten, dass Virals ihre Werbebotschaft verstecken und damit den Nutzer täuschen. "Es ist wichtig, dass die Erkennbarkeit von Werbung gewahrt bleibt", sagt Volker Nickel vom Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft (ZAW). "Sonst werden Leute unfreiwillig instrumentalisiert und in den Dienst eines Unternehmens gestellt, ohne es zu wissen." Die klassische Werbewirtschaft hat Sorge, dass der Gesetzgeber die Zügel anziehen wird, wenn das Geschäft mit den viralen Videoclips überhand nimmt. Noch mehr Werbeverbote will man unbedingt vermeiden.
Viralmarketing-Profi Martin Dräger teilt diese Ängste nicht. "Auf unserer Branche wird ständig herumgehackt. Dabei achten wir darauf, dass es immer eine ganz geradlinige Ansprache von unserer Seite gibt. Wer unsere Clips auf seine Website stellt, weiß, dass es sich dabei um Marketing handelt." Dräger selbst findet Viral Marketing viel angenehmer als die klassischen Werbeformen. "Mir ist Product Placement lieber als normale Werbung. Das ist nicht mehr der gleiche eindimensionale Stil, den es bisher gab."
Wachstumsmarkt oder Sackgasse?
Ob Viral Marketing das Konzept der Zukunft ist, an dieser Frage scheiden sich die Geister. Martin Dräger von DSG ist von der Effektivität der Kampagnen überzeugt. "Wir haben gesehen, dass Firmen nach Viralkampagnen Umsatzsteigerungen in stagnierenden Märkten verzeichnet haben."
Dem hält ZAW-Sprecher Nickel entgegen, dass so ein betriebswirtschaftlicher Effekt bisher nicht belegt sei. Nur, weil ein Produkt bekannt sei, heiße das nicht, dass die Leute es auch kauften. "Virales Marketing wird ein absolutes Randphänomen bleiben, weil der einzelne, private Mensch dazu gebracht werden muss, aktiv zu werden. Virals können nur im Zusammenspiel mit klassischer Werbung eine Wirkung entfalten", so Nickel. Tatsächlich folgt auf virale Kampagnen oft Werbung in den klassischen Medien wie Radio, Fernsehen oder Zeitschriften, die die Botschaft der Internet-Clips aufgreift. Daher ist auch schwer festzustellen, welchen werblichen Effekt die Videos allein haben. Die, die davon leben, sind trotzdem guten Mutes. Uli Schulze, der seine Online-Portale mit Virals bestückt, glaubt an das Konzept. "Virals sind derzeit so populär - da ist so schnell kein Ende abzusehen..."
Quelle: WDR.de
soetwas sollte mal über sportsuche.info kommen.
Das wäre es Denke mal, dass wir massig User bekommen würden
könnte ich mir auch vorstellen.
nächste woche hab ich urlaub, da werde ich mal ein bischen werbung und pressearbeit machen.
Oki mach das Hoffe, dass wir dann Zuwachs bekommen.