Blutbeutel stammen von Ex-Radstar Jan Ullrich
Die Indizien gegen Jan Ullrich werden immer erdrückender: Im spanischen Dopingskandal gefundene Blutbeutel stammen zweifelsfrei von dem früheren Radstar und beweisen den von Ullrich stets bestrittenen Kontakt zum spanischen Arzt Eufemiano Fuentes.
'Wir haben neun Blutkonserven vorgefunden, die wir mit den DNA-Proben vergleichen konnten. Dabei haben wir die Identität von Ullrich feststellen können', sagte der ermittelnde Staatsanwalt Friedrich Apostel. Dies sei noch kein Beweis für Doping. Aber: 'Es zeigt, dass Blutbeutel dort gelagert wurden', fügte Apostel hinzu.
Ullrichs Verteidiger Johann Schwenn verwahrte sich trotz der für seinen Mandanten immer kritischer werdenden Lage weiter gegen alle Verdächtigungen. Er sprach auf der Internetseite des 33-Jährigen von einem angeblichen Befund und verwies sogar auf mögliche Manipulationen. 'Die Verteidigung wird sich das Gutachten des Bundeskriminalamtes genau ansehen. Nach den Unregelmäßigkeiten im spanischen Verfahren und bei der UCI ist es gut möglich, dass der angebliche Befund die Folge von Manipulation ist.'
Die Blutbeutel waren von spanischen Ermittlern im Zuge der groß angelegten 'Operación Puerto' (Operation Bergpass) im Mai 2006, fünf Wochen vor dem Start der Tour de France, bei Fuentes gefunden worden. Nach Informationen des WDR waren Beamte des LKA in der letzten Märzwoche nach Spanien gereist, um Proben der Blutbeutel abzuholen. Das LKA untersuchte das Blut aus neun verschiedenen Blutbeuteln des Bestandes und fand bei jeder Probe eine Übereinstimmung mit Ullrichs DNA. Dessen Anwälte hatten bis zuletzt versucht, die Herausgabe der Blutproben - und damit den nun erfolgten Abgleich - zu verhindern.
'Die Erkenntnisse der Bonner Staatsanwaltschaft bestätigen die schlimmsten Befürchtungen, aber auch die konsequente Linie des BDR im Kampf gegen Doping', sagte der Präsident des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR), Rudolf Scharping. Ullrich, der Tour-Sieger von 1997, hatte am 26. Februar seinen Rücktritt erklärt und dabei seine Kritiker scharf attackiert. Besonders Scharping wurde von dem gebürtigen Rostocker heftig angegriffen. Zu den Doping-Vorwürfen hatte sich Ullrich bislang nicht konkret geäußert, aber stets betont: 'Ich habe in meiner Karriere nicht betrogen und niemanden geschädigt.'
Die Staatsanwaltschaft Bonn ermittelt gegen den Olympiasieger von 2000 wegen Betrugs zum Nachteil seines früheren Arbeitgebers T-Mobile. Klageführer ist nicht der angeblich Geschädigte, sondern eine Rechts-Professorin. Sein Arbeitgeber einigte sich mit Ullrich über noch ausstehende Bezüge nach der fristlosen Kündigung außergerichtlich. Dem einzigen deutschen Tour-Gewinner war wegen Doping-Verdachts am 21. Juli 2006, zwei Tage vor Beginn der Tour, die er nicht mehr fahren durfte, gekündigt worden. Die Indizien belasteten ihn schon damals schwer.
Zu möglichen Strafmaßen erläuterte der Düsseldorfer Staatsanwalt Jörg Schindler der Hörfunkagentur dpa/RUFA: 'Ein Betrug kann mit einer Geldstrafe geahndet werden oder aber auch mit einer Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren. Im Grundtatbestand und im Fall des besonders schweren Betruges kann eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren in Betracht kommen.' Die Ermittlungen sind laut Apostel noch nicht abgeschlossen. Es gäbe noch Rechtshilfeersuchen nach Belgien und an Behörden in der Schweiz, wo Ullrich wohnt und seine Radlizenz hatte.
Ullrich hatte 1995 seine Profilaufbahn bei Telekom begonnen. Zu seinen größten Erfolgen zählen neben dem Sieg bei der Tour 1997 unter anderem der Olympiasieg 2000 in Sydney und die beiden WM-Titel im Zeitfahren 1999 und 2001.